Generalprobe: Ehrenämtler passen neuen Maibaum ein

Verwunderte Blicke gab es gestern am Marktplatz: Denn die Truppe der Maibaum-Arbeitsgemeinschaft (AG) hantierte dort mit zwei Stämmen, baute den alten Baum ab und passte ihren neuen ein.

Den sechs Jahre alten, 15 Meter langen Stamm nahmen sie herunter. "Wir haben ihn schon um einen Meter gekürzt, weil er angegammelt war", erzählt der Vorsitzende Jörg Schneider. "Das wird uns zu gefährlich, deshalb haben wir für nächstes Jahr einen neuen Baum besorgt."

Zurzeit ist der Kiefernstamm noch 800 Kilogramm schwer. Da ist schon eine gestandene Mannschaft von zwölf bis 16 Mann nötig, um ihn per Seilwinde hochzuziehen. "Der neue Baum ist eine Douglaskiefer aus dem Glinder Gehölz", erzählt Schneider. "Die Nadelbäume sind leichter. Eine Eiche könnten wir allein gar nicht bewegen."

20 Mitglieder der AG waren zur Unterstützung auf dem Platz. Alle packten mit an: "Das ist bei uns immer so", sagt Schneider. "Wer kann, der kommt." Mitgliedsbeiträge gebe es nicht. "Wir arbeiten unsere Beiträge ab." Die Tage, die vom Verein besetzt werden, konzentrieren sich allerdings vorwiegend auf die drei tollen Festtage am ersten Maiwochenende, die der Verein allen Oststeinbekern und Havighorstern beschert.

Gestern musste der Verein vor allem die Schmuckwappen und Halterungen abnehmen und sie dem neuen Stamm anpassen, damit im Mai 2014 nichts schiefgeht. Jörg Freutel, der seit der Gründung vor fast 30 Jahren dabei ist, weiß über Wappen und die Entstehung des Oststeinbeker Brauches Bescheid.

"Die Idee hatte Ernst Brunken", erzählte er. Eigentlich hatten wir mit der Gymnastikabteilung des OSV immer den Tanz in den Mai gefeiert. Aber 1984 hat uns die Tanzsportabteilung den Rathaussaal dafür vor der Nase weggeschnappt." Brunken kannte den Maibaum aus Oldenburg, Freutel aus Bayern. "Wozu braucht ihr einen Baum?", wunderte sich Tischler Heinz Ritter damals. Als Brunken ihm die Idee erläuterte, spendierte er prompt den ersten Stamm. "Geschält haben ihn die Neuntklässler, die wir damals noch in der Schule hatten", erinnert sich Freutel. Auch die Schilder, die die Wappen von Oststeinbek, Schleswig-Holstein, Stormarn, vom OSV, von der Feuerwehr, vom Reiterverein Oststeinbek-Havighorst, von der Schwesterstadt Caddington sowie von einigen Gewerken zeigen, sind Marke Eigenbau. Jeden Winter frischen die Mitglieder die Farben auf.

Und so funktioniert der Verein noch heute: Das meiste wird in Eigenarbeit geleistet. Mit 64 Mitgliedern finanziert er sich allein aus den Eintrittsgeldern der Zeltdisco, des Live-Konzerts und des Weinausschanks sowie Spenden.

Unter lauten "Hauruck!"-Rufen bewegte das Team den neuen Baum, sodass er exakt in die Halterungen eingepasst werden konnte. Der nächste Mai kann kommen.