Einkaufsangebot: Standgebühren wieder erhöht - Immer mehr Beschicker geben Glinde auf

Die Händler des Wochenmarktes sind in Aufruhr: Der Finanzausschuss hat am Montagabend eine weitere Erhöhung der Standgebühr und - für viele Händler schmerzlich - eine entsprechende Gebühr für Lieferwagen beschlossen. "Das ist ein Schlag", sagt Dieter Deißelberg, Gemüsehändler aus Ochsenwerder. Für ihn bedeutet das 2500 Euro Mehrausgaben pro Jahr, denn bisher musste er nur eine Pauschale von zehn Euro für seinen Wagen zahlen.

"Verdienen Sie so viel, dass sie 2500 Euro im Jahr einfach so herausjagen können?", fragte er die Politiker. CDU-Fraktionschef Dr. Rainer Neumann versuchte noch, das Ruder herumzureißen und beantragte, den Beschluss zurückzustellen, um die Gebühren anderer Kommunen zum Vergleich heranziehen zu können. Vergeblich.

"Die Gebühren sind um ein Drittel höher als in Barsbüttel", sagte Deißelberg. Sein Kollege Jürgen Borowski aus Lüneburg bezahlt jetzt sogar auf dem Hamburger Isemarkt weniger als in Glinde: "Ich verkaufe hier seit 30 Jahren, Glinde war einmal einer der stärksten Märkte in Norddeutschland", berichtet Borowski auf Nachfrage der "bz". Doch schon nach der Erneuerung des Marktplatzes 2010 sei die Gebühr erhöht worden, von einst mehr als 50 Marktbeschickern seien nur noch 38 übrig.

Daher rührt wohl das Minus von 38 000 Euro für die Jahre 2011 und 2012, das die Verwaltung angeführt hatte. "Wir müssen laut Gemeindeordnung die Gebühren erhöhen", stellte Bernd Wersel, Vorsitzender des Ausschusses und SPD-Fraktionschef, fest. "Denn die Stadt muss kostendeckend arbeiten. Unter die Kosten fallen auch ein Anteil der Abschreibungen für das neue Marktpflaster, die gestiegenen Auslagen für Strom und die Reinigung." Die Erhöhung um acht Cent auf 1,34 Euro pro Quadratmeter sei vertretbar.

Das sieht Obsthändler Udo König etwas anders: "Die acht Cent sind nicht das Problem. Aber die Kosten für den Lieferwagen machen es für die kleinen Stände schwierig." Auf den Wagen am Stand könne er nicht verzichten, weil ihm sonst im Winter die Bananen erfrieren. Deshalb musste er nach der Sanierung auf eine andere Reihe auf dem Platz ausweichen. Das habe ihn bereits Kunden gekostet. "Ich kann die höheren Kosten nicht auffangen. Denn wenn ich die Preise erhöhe, gehen die Kunden nur noch in den Supermarkt."

Fischhändler Ralf Timmermann aus Bramfeld kann die gestiegenen Unkosten noch verkraften, denkt aber an die Zukunft des Wochenmarktes und des Einkaufsstandortes Glinde: "Der Markt ist doch das Zugpferd für die Geschäfte in der Stadt. Unser Problem ist, dass wir ihn wieder voll bekommen müssen."

Deißelberg fürchtet "eine Schraube ohne Ende". Die Erhöhung werde bewirken, dass weitere Händler den Standort Glinde aufgeben, das Angebot werde unattraktiver, und es werde wieder eine Unterdeckung entstehen. "Wie berechnet die Verwaltung denn die Abschreibungen, wenn kein Händler mehr da ist?" fragt Borowski. Er kritisiert, dass die Marktbeschicker 75 Prozent der Abschreibungen finanzieren sollen, obwohl sie den Platz nur zwei Tage in der Woche nutzen.

Neumann sagte: "Irgendwann ist die Schmerzgrenze für die Händler erreicht. Und wir brauchen den Wochenmarkt als Attraktion." Doch sein Antrag wurde mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt. Ebenso wurde die Erhöhung der Gebühren beschlossen.

"Das ist keine Lösung, wir sind alle unzufrieden", stellte Wersel fest. "Aber wir haben keine Alternative. Wenn wir die Markthändler subventionieren, würden wir uns juristisch angreifbar machen."