Eiserne Hochzeit: Ihre Mütter haben sie verkuppelt

Seine dunklen Augen und sein schwarzes Haar hatten es Waltraut Czepoks sofort angetan, als sie mit 18 Jahren ihren Carl-Otto zum ersten Mal sah: "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt die heute 83-Jährige lächelnd. Heute feiern die beiden Eiserne Hochzeit, seit mehr als 65 Jahren sind sie unzertrennlich - auch wenn sein Haar mittlerweile weiß geworden ist.

Dabei war sie nicht darauf aus, sich zu verlieben: "Ich hatte Liebeskummer und Carl-Ottos Mutter tröstete mich: 'Warten Sie mal ab, bis Sie meinen Sohn kennenlernen, der kommt jetzt bald aus der Gefangenschaft zurück'." Denn beide Mütter arbeiteten als Garderobieren beim Tanzvergnügen im Gasthof Stühm in Wilhelmsburg. Carl-Ottos Herz flog ihr zu und bald kamen sie sich nicht nur beim Tanz oder Kinobesuchen näher. Als Sohn Dieter unterwegs war, war für die Mütter klar: "Jetzt wird geheiratet."

Waltraut Czepoks erinnert sich: "Das war damals so, sonst hätten wir vielleicht noch gewartet." Am 25. September 1948 ging es mit der Kutsche zur Trauung ins Gemeindehaus, denn die Kirche war ausgebombt. Die Hochzeitsgesellschaft kam zu Fuß. Seitdem machte das Paar alles gemeinsam, meisterte schwere Zeiten. Sie wohnten zuerst in Wilhelmsburg und Carl-Otto machte sich als Fruchtgroßhändler selbstständig. Waltraut übernahm die Büroarbeit. Das hieß früh um zwei Uhr nachts aufstehen, zum Großmarkt, die Kunden beliefern und wenig später nach dem Mittag ins Bett fallen.

Doch bei der großen Flut 1962 verloren sie ihre Wohnung in Wilhelmsburg: "Wir wurden nachts von Hilfeschreien wach", erzählt der 88-Jährige. "Die kamen aus dem nahen Schrebergarten, wie wir später erfuhren." Der Strom war ausgefallen und Czepoks wollten in den Keller. Doch im Erdgeschoss stand schon das Wasser und er kehrte in den vierten Stock zurück. "Wir hatten noch Glück", stellt der Eiserne Bräutigam fest. "Unseren Lkw hatte ich gerade so hoch geparkt, dass das Wasser ihn nicht beschädigt hatte. Die Ladung brachte ich ins Krankenhaus, um damit die Verletzten zu versorgen." Durch berufliche Kontakte fand die kleine Familie ein Haus in Wentorf an der Marienburgstraße zur Miete. 1977, schon als Rentner, zogen sie nach Oststeinbek ins Doppelhaus ihres Sohnes Dieter. "Hier haben wir uns gleich wohl gefühlt", sagt Waltraut Czepoks. Immer noch machen sie alles gemeinsam: "Wir gehen zum Gedächtnistraining und zur Seniorengymnastik", erzählt ihr Mann. Nur zur Druidenloge, bei der er seit 50 Jahren Mitglied ist, geht er allein. Dort pflegen nur die Herren ihre Freundschaften. "Aber bei den Festen sind unsere Frauen wieder dabei", betont Czepoks.

"Auch heute noch zanken wir uns manchmal" erzählt seine Frau. "Das gehört dazu. Aber wir legen Wert darauf, dass wir uns spätestens vor dem Schlafengehen wieder versöhnen." Sie ist überzeugt: "Wenn die jüngeren Paare mehr miteinander reden würden, würden viel mehr Ehen halten." Den großen Tag feiert das Paar heute mit den beiden Enkelinnen und ihren Familien. "Die bringen alles mit", sagt Waltraut Czepoks. "Auch unsere beiden zehn- und zwölfjährigen Urenkel."