Umweltfreundlich: Anlage neben der Müllverbrennungsanlage soll 21 500 Hamburger Haushalte versorgen

Ein einziger Gasmotor soll ab Ende nächsten Jahres 21 500 Hamburger Haushalte mit Strom versorgen und nebenbei noch 80 Millionen kWh Wärme in das Fernwärmenetz einspeisen. Dafür plant die E.on Hanse Wärme GmbH in Stapelfeld für 6,8 Millionen Euro das größte Blockheizkraftwerk (BHKW) Norddeutschlands. Baubeginn ist für März 2014 angesetzt. Es wird neben den BHKW in Lohbrügge, Hohenhorst und Wilhelmsburg das vierte des Energieversorgers sein. Allerdings ist dieses BHKW auf 9,5 Megawatt ausgelegt, während die drei weiteren nur ein bis zwei Megawatt leisten.

Das Herzstück der Stapelfelder Anlage wird der bisher größte Gasmotor der Firma GE Jenbacher sein. Ein solcher Motor verrichtet seinen Dienst bereits bei den Stadtwerken in Rosenheim. Überzeugend ist seine hohe Effizienz. Der Zehn-Megawatt-Gasmotor erreicht im elektrischen Bereich einen Wirkungsgrad von bis zu 48,7 Prozent und produziert so etwa 76 Millionen kWh Strom - das reicht beispielsweise für etwa 95 Millionen Waschgänge bei 60 Grad. Parallel erzeugt er aber auch 80 Millionen kWh Wärme pro Jahr. Das wird dadurch möglich, dass bei der Stromerzeugung stets Wärme entsteht, die normalerweise ungenutzt verpufft. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung aber wird beides genutzt, was einen Gesamtwirkungsgrad von mehr als 90 Prozent bedeutet.

"BHKW spielen für die Energiewende eine zentrale Rolle. Denn sie gewinnen Energie effizient und dezentral", sagt Udo Bottländer, Personalvorstand der E.on Hanse AG. Mit dem Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und der Umsetzung solcher innovativen Projekte werde ein wichtiger Baustein in der Energiewende in der Metropolregion Hamburg in die Praxis umgesetzt, betont er.

Gegenüber der getrennten Produktion von Strom und Wärme werden zudem etwa 35 Prozent des eingesetzten Rohstoffes eingespart. In Stapelfeld soll Bioerdgas verwendet werden. Das bedeutet eine erhebliche Verringerung des CO2-Ausstoßes. Denn es wird lediglich das Kohlendioxid freigesetzt, das zuvor während des Wachstums in der Pflanze gebunden wurde. Bedauerlich nur, dass mit dem BHKW kein Arbeitsplatz in der Randgemeinde geschaffen wird. Denn es wird unbemannt und ferngesteuert sein.

Dass das BHKW, das direkt neben der Müllverbrennungsanlage (MVA) am Ahrensburger Weg gebaut wird, Einfluss auf die noch unklare Zukunft der MVA haben könnte, mag Andreas Aumüller, Sprecher des Betreibers "eon-energy of waste" (eew), nicht bestätigen. "Die Anlage wird in Absprache mit uns gebaut. Wir werden gemeinsam Wärme ins Netz einspeisen. Aber ob die MVA über 2016 hinaus betrieben wird, ist noch nicht entschieden." 2016 laufen die Mülllieferverträge der Hamburger Stadtreinigung und der Abfallwirtschaftsgesellschaft Südholstein mit der MVA Stapelfeld aus.