Jubiläum: Barsbütteler Unternehmen Arthur Krüger und sein Seniorchef feiern 75. Geburtstag

Als Jürgen Krüger im August 1938 geboren wurde, legte sein Großvater den Grundstein für die Familientradition: die Verarbeitung von Kunststoff. Am 18. November 1938 gründete er in der Wandsbeker Zollstraße das nach ihm benannte Unternehmen "Arthur Krüger". Das Plexiglas war gerade erfunden, und erstmals wurde die Kunstfaser Nylon bekannt. Arthur Krüger spezialisierte sich unter anderem auf Verkleidungen für landwirtschaftliche Maschinen. Das Kunststoff-Unternehmen legte er seinem Enkel Jürgen in die Wiege. Und der feierte nun, wie das Unternehmen auch, seinen 75. Geburtstag.

Als Seniorchef kommt Krüger oft in die Fertigungshallen am Fahrenberg in Barsbüttel. Jeden der 180 Mitarbeiter kennt er persönlich, stellt sie Besuchern sogar mit Namen vor. "Die Mitarbeiter gehören zur Familie", sagt er. Seine Kinder Carola Keller und Nils Krüger führen heute die Arthur Krüger GmbH in vierter Generation als Gesellschafter und Geschäftsführer weiter.

1969, zwölf Jahre nach dem Tod von Firmengründer Arthur Krüger, eröffnete das Unternehmen die erste Produktionsstätte in Barsbüttel. 1973 zog es komplett dahin. Zur Verarbeitung kam bald eine Handelsfirma hinzu.

Die Verformung von großflächigen Kunststoffplatten gehört zur Spezialität des Unternehmens. Arthur Krüger hat zum Beispiel die Hamburger Landungsbrücken mit Rammschutzleisten versehen, fertigt Gabelstaplerabdeckungen, Motorenverkleidungen für landwirtschaftliche Maschinen, Bankterminalgehäuse, Abdeckungen für die Luftfahrt und Fronten von Getränkeautomaten, Wellenlager für Schiffsruder, Innenverkleidung für Wohnwagen, oder Sitz- und Klapptischelemente für Passagierflugzeuge.

"Letztere Teile zeichnen sich nicht durch Größe aus, sondern durch Intelligenz", betont Jürgen Krüger. Der Kunststoff komme als Platten an und werde in Barsbüttel verarbeitet. Während früher vor allem kalt verformt wurde, seien es heute vor allem Thermoplaste - Kunststoffe, die sich mittels Wärme verformen lassen. Daneben gibt es Duroplaste, die nach dem Aushärten nicht mehr verformt werden können. Und Elastomere, die sich noch verformen lassen, jedoch nicht mehr zurück in ihren ursprünglichen Zustand, wie Kautschuk.

In den Anfangsjahren bearbeiteten die Mitarbeiter von Arthur Krüger die Kunststoffe von Hand - es wurde gefräst, geschliffen und poliert. Heute erledigen das hochautomatisierte, sogenannte Thermoformanlagen. Darin können 3,30 mal 2,20 Meter große Platten "thermoformt" werden. Demnächst soll ein Roboter auch kleinere Platten übernehmen. "Das ist keine Sparmaßnahme", betont der Seniorchef. "Wir sind im Wachstum, können aber auf dem Arbeitsmarkt kaum Leute finden. Es gibt zu wenig Facharbeiter."

Seit 1983 bildet der Betrieb Verfahrensmechaniker, Industriekaufleute und Lageristen aus. Bis heute begannen etwa 300 Azubis hier ihre Ausbildung.

Krüger ist überzeugt, dass sein Großvater damals den richtigen Weg eingeschlagen hat. "Die Vielfältigkeit des Kunststoffs wird auch in den nächsten Jahrzehnten noch viele neuartige Weiterentwicklungen hervorbringen." Und die familiäre Kunststofftradition wird sicher fortgeführt, vier Enkel stehen in den Startlöchern.