Flüchtlinge melden sich offiziell bei der Stadt Glinde an - Islamische Gemeinde kritisiert Togohof-Zustand

Noch Ende dieser Woche sollen die ersten fünf Flüchtlinge, die seit Anfang Juni in der Glinder Moschee leben, innerhalb Glindes umziehen. Kommende Woche sollen auch die verbliebenen sechs Afrikaner die Moschee am Tannenweg verlassen. Lange hatte die Stadt Glinde sich bei dem Thema zurückgehalten. Nach mehreren Telefonaten zwischen dem Kreis Stormarn und der Stadtverwaltung und nachdem das Innenministerium anriet, dass die Flüchtlinge ihre Personalien offenlegen und sich in der Kommune anmelden sollen, kommt nun Bewegung ins Spiel. "Die Afrikaner waren am Montag im Rathaus, sie gelten nun offiziell als obdachlos und werden in den Obdachunterkünften der Stadt untergebracht", sagt Bürgermeister Rainhard Zug. "Alle hatten einen Pass. Ihr Aufenthaltsstatus ist zwar ungeklärt, aber durch ihre Anmeldung haben wir nun für ihre Unterbringung zu sorgen."

Fünf der Männer sollen in die Obdachlosenunterkunft im Stadtteil Wiesenfeld ziehen, sechs in den Togohof. Letzterer stand in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik. Und an den Zuständen dort scheint sich wenig verändert zu haben. "Wir haben darauf bestanden, dass sich der Bürgermeister selbst ein Bild davon macht. Die Unterkunft ist unzumutbar", sagt Verena Tunn, die sich seit einigen Wochen um die Afrikaner in der Moschee kümmert und mittlerweile von allen nur noch "Mama Afrika" genannt wird. Zug bestätigte, dass die Unterkunft Togohof vor der Unterbringung der Flüchtlinge gründlich gereinigt werden müsse und die Gemeinschaftsräume in einem "schwierigen Zustand" seien. "Die Schlafräume aber sind vollkommen okay. Und es gibt Möglichkeiten, die Flüchtlinge von den anderen Bewohnern zu trennen. Die Gemeinschaftsräume werden zudem neu gestrichen."

Mustafa Tepe, aus dem Vorstand der Islamischen Gemeinde Reinbek-Glinde, ist einerseits froh, dass für die afrikanischen Männer nun ganz in der Nähe andere Unterbringungsmöglichkeiten gefunden wurden und die Gemeinde entlastet wird. "Das bei uns im Keller ist kein Dauerzustand." Aber auch er hofft, dass die Unterkunft noch hergerichtet wird.

Elf Männer aus Ghana, Mali, Nigeria und Elfenbeinküste haben laut Anja Kühl, Fachbereichsleiterin beim Kreis Stormarn, bereits Anträge auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis gestellt. Dass die Männer so lange in der Moschee untergebracht seien und die Stadt keine Verantwortung übernommen habe, sei nicht ganz nachvollziehbar. "Egal woher die Menschen kommen, wenn sie in der Stadt leben, haben sie auch ein Recht auf Unterbringung durch die Stadt." Wie lange die Prüfung der Anträge durch die Ausländerbehörde des Kreises dauere, kann Anja Kühl nicht sagen. "Für uns ist das eine komplett neue Situation, so einen Fall hatten wir bisher noch nie. Deshalb wird es auch keinen Schnellschuss geben."