Glinde (pkb). “Dass wir so etwas Tolles in Glinde erleben können, ist einfach sagenhaft“, platzt es nur so aus Wolfgang Valentin (71) heraus.

Er sitzt mit seiner Frau Elke auf schmalen Biergartenbänken im lichtdurchfluteten Verkaufsraum von Autohaus AutoNova am Biedenkamp und schnippt mit den Fingern im Takt. Die "Delta Mood Jazzband" sorgt für Super-Stimmung unter den gut 150 Jazzfans, die es gestern zum Frühschoppen in das Gewerbegebiet geführt hat.

Hans-Peter Busch ist richtig zufrieden. Die dritten Glinder Jazztage sind mit sieben Konzerten ein Riesenerfolg und natürlich wird es auch im nächsten Jahr am ersten Wochenende im September die vierten Glinder Jazztage geben. "Das ist schon gebucht", sagt der Jazzfan, der seine Liebe zu der fetzigen Musik allerdings erst vor fünf Jahren wiederentdeckt hat. "Als Steppke bin ich mit meinem großen Bruder in den Stadtpark zum Jazz gegangen. Später fehlte die Zeit. 2008 aber fragte mich Otfried Gerken, ob wir vom Stadtmarketing nicht mal ein Jazzkonzert anbieten wollten", erzählt Busch. "Nö", habe er geantwortet, "dann machen wir es richtig." Der Anfang einer wunderbaren Freundschaft war gelegt. Mindestens zweimal im Monat geht's seitdem in die Jazzkeller zum Probehören.

"Anfangs war es schwer. Keiner der Musiker, die uns gefielen, wusste, wo Glinde liegt und wir konnten keine tollen Gagen zahlen", erinnert sich Busch. Aber die ersten Jazztage waren der Durchbruch. "Seitdem fragen die Bands bei uns an, ob sie spielen können, wir haben die Qual der Wahl und die Gagen sind ein bisschen besser." Trotzdem würde es ohne die Sponsoren nicht gehen. Bei fünf von sieben Konzerten war der Eintritt frei.

Die hohe Qualität der Bands - am Freitag im Bürgerhaus die "John Defferary's Hot Tuxedo Jazz Band", am Sonnabend "SkiffleTrack" und Jazzbreeze" am Markt, die "BIB Jazzband" im Mühlencenter und "Hot Shots" an der Dorfstraße - hat die Fans in ihren Bann gezogen. "Die Hot Shots waren einfach spitze", lobt Elke Valentin, die mit Mann und Freunden gleich an zwei Tagen unterwegs war. Abgerundet wurden die Konzerte gestern mit dem Frühschoppen und "Jazz und Platt" in der Kupfermühle, wo Döntjes, Witze und kleine Geschichten der "Glinder Möhlensnacker" die Musik der "Alabama Hot Six" ergänzten. Insgesamt wurden gut 1100 Zuhörer gezählt.