Radfahren: Reinhard Kiesel hat die Erde dreimal umrundet

Dass Reinhard Kiesel (64) außer bei Eis und Schnee mit dem Fahrrad zur Arbeit in der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umweltschutz (BSU) fährt, wissen viele. Dass er aber damit mittlerweile locker dreimal den Globus umrundet hat, beeindruckt dann doch. Und nun hat er auch noch den ersten Platz als "Kilometerabreißer" in der BSU eingeheimst. "Senat, Handels- und Handwerkskammer beteiligen sich in jedem Jahr an der Luftgütepartnerschaft", erläutert Kiesel. Ziel sei es, Mitarbeiter zu motivieren, möglichst schadstoffarm zum Arbeitsplatz zu kommen. "Über den ersten Platz unter 35 Teilnehmern in unserem Haus hab ich mich sehr gefreut", sagt er, obwohl er ja eigentlich nichts anders gemacht hat als die vielen Jahre zuvor. Doch: Sein Weg ist länger geworden, seit die BSU von der Stadthausbrücke an die Neuenfelder Straße in Wilhelmsburg umgezogen ist. Statt 18 sind es nun 22,5 Kilometer und er ist für eine Tour 1,5 Stunden unterwegs. "Bei Ostwind nur eine Stunde", sagt er und schmunzelt.

Wie kam es eigentlich dazu? "Ich bin schon 1984 mit dem Rad bis zur U-Bahn gefahren. Aber als ich 1993 mit Herz-Kreislaufproblemen aus der Klinik kam, war klar, ich muss mich bewegen. Ich hab dann noch die Ernährung umgestellt und verzichte seitdem auf tierische Produkte." Allerdings sei das kein Dogma, sonst müsse man seinen Freundeskreis austauschen. Das habe er keinesfalls gewollt. In jedem Fall bekomme es ihm einfach gut.

Und das Radfahren erst recht. "Es ist kommunikativ. Man kennt sich. Wenn ich um 6.30 Uhr losfahre, treffe ich unterschiedliche Leute, mit denen ich den Weg teile. Man klönt über alles mögliche, wenn man durch die Grünzüge fährt", sagt er. So führt ihn sein Weg von Glinde an der Au entlang nach Billstedt parallel zur U-Bahnstrecke. "Das ist ein Gassi-Weg. Dort muss man speziell im Dunkeln auf die Hunde - vor allem die an langen Leinen - aufpassen. Aber seit es LED-Licht gibt, ist das kein Problem."

Interessant werde es auf den Elbbrücken. "Dort passen gerade zwei Räder aneinander vorbei und hinter der Leitplanke braust der Lkw-Verkehr Richtung Süden", beschreibt er. Danach geht's durch die Veddel. "Super ausgeschildert und die Loop-Fahrradstraße durch Wilhelmsburg ist perfekt", schwärmt er. Dann müsse man sich nur noch bürofein machen und der Arbeitstag könne beginnen.

Der erste Preis als Kilometerabreißer war mit dem Paket "Hamburger Fahrradrouten" dotiert, die der Experte mit Überzeugung weiter empfiehlt. Als Kiesel übrigens vor Kurzem einmal ganz pünktlich zu Hause sein wollte, ist er mit dem Rad in den Bus gestiegen. "Dann stand ich in Oststeinbek im Stau..."