DaZ-Zentren haben kreisweit großen Zulauf - In Glinde stieg die Zahl der Schüler um fast 100 Prozent

"Ich heiße Armindo und komme aus Portugal", sagt der elfjährige Junge in gebrochenem Deutsch. Die Vorstellung klappt mittlerweile schon ganz gut. Aber, um erfolgreich am Unterricht an einer Regelschule teilzunehmen, muss Armindo noch viele Vokabeln und Grammatik büffeln.

Armindo ist einer von derzeit 38 Schülern am Zentrum für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) an der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule in Glinde. Eigentlich sollte die Zahl der Lerner mit der Eröffnung des DaZ-Zentrums im neuen Schuljahr in Reinbek sinken. "Aber der Plan hat sich nicht erfüllt. Obwohl dort nun auch 21 Schüler betreut werden, ist unsere Zahl hier nicht gesunken. Im Gegenteil", sagt Schulleiter Sascha Plaumann. Binnen eines Jahres stieg die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund mit keinen oder wenig Deutschkenntnissen an seiner Schule um fast 100 Prozent. Waren es im März vergangenen Jahres noch 20 Schüler, stieg die Zahl bis März 2013 auf 38 Schüler.

Fast alle zwei Wochen nehme die Schule einen neuen Schüler auf. "Und oft stehen dann Familien vor mir, von denen niemand Deutsch spricht. Es gibt erheblichen Bedarf."

Kreisfachberaterin für das DaZ-Zentrum in Stormarn, Christina Gütte, weiß, dass die Kapazitätsgrenzen nicht nur in den beiden Glinder Schulen mit DaZ-Zentren erreicht sind. "Es gibt kreisweit eine ähnliche Entwicklung, auch in Ahrensburg gibt es kaum noch Plätze." Und die Nachfrage werde weiter steigen. Hintergrund sind die derzeit steigenden Asylbewerberzahlen.

Jüngste Zugänge in der DaZ-Klasse an der Sönke-Nissen-Schule sind die Geschwister Jamal (15) und Zeba (14) aus Afghanistan, die seit vier Monaten in Glinde leben. Die Schüler der DaZ-Klasse kommen aus 15 verschiedenen Nationen, darunter Japan, Thailand, Afghanistan, Irak, Syrien, Iran, Tschetschenien, Bulgarien, Türkei, Polen, Griechenland und Portugal. "Und alle Kinder und Jugendlichen haben unterschiedliche Schulerfahrungen gesammelt", sagt Lehrer Daniel Meier.

"Alle Jugendlichen werden zwar einer altersgemäßen Regelklasse zugeordnet und nehmen dort am Sport-, Kunst- und meist auch Matheunterricht teil", sagt Lehrer Daniel Meier. "Aber die restlichen Schulfächer lernen sie im DaZ-Zentrum, wo sie ganz individuell gefördert werden."

Dabei hat jedes Kind seinen ganz speziellen Stundenplan für die Schule. Und je nach Sprachfortschritt wird der Regelunterricht dann auf weitere Fächer ausgedehnt, bis am Ende die B1-Deutschprüfung abgenommen wird. "Erst dann wird eine Schulartempfehlung ausgesprochen", sagt Meier. In der Regel bleiben die Kinder anderthalb bis zwei Jahre in der DaZ-Klasse, "manche auch nur drei Monate, andere wiederum drei Jahre". Er bedauere, dass es keine DaZ-Klassen am Gymnasium gibt.

An der Sönke-Nissen-Gesamtschule sind für seine Schüler 30 Lehrerstunden wöchentlich reserviert. Hinzu kommt Unterstützung durch drei Studenten sowie sechs Lesepaten, die ehrenamtlich mit den Kindern üben.

Eine der Lesepaten ist Margret Gehrken. Einmal in der Woche kommt sie in die DaZ-Klasse und übt mit einzelnen Schülern lesen. "Erst habe ich in der Grundschule Tannenweg vorgelesen, dann auch Lesen mit den Kindern geübt", sagt sie. In der Sönke-Nissen-Schule hilft sie derzeit Hamit. Und manchmal läuft es mit dem Lernen auch genau andersherum. So habe ihr der 13-Jährige im Gegenzug auch ein bisschen Türkisch beigebracht.

Romal Ahmadzei, der als studentische Hilfskraft die DaZ-Klasse unterstützt, hat am Glinder Gymnasium Abitur gemacht. Wenn beispielsweise die Schwestern Diana (12) und Zarema (14) aus Tschetschenien im Unterricht Hilfe brauchen, ist er für sie da. "Er ist ein gutes Beispiel für die Jüngeren", sagt Meier. Leider hinke die Schule bei Lehrern mit Migrationshintergrund noch ein bisschen hinterher. Seine Schüler lernen schnell und sind hochmotiviert. Sie helfen sich auch untereinander, wenn es Schwierigkeiten bei der Verständigung gibt. Denn eines wollen sie alle: Deutsch lernen.