Schüleraustausch: 20 junge Japaner tanzen, singen und malen ihre Kultur im Gymnasium

Das Blatt zur Hälfte knicken. Dann die beiden äußeren Seiten innenläufig an die Faltlinie legen. Erneut knicken. Nun von der Spitze ab beide Seiten wieder nach außen biegen. Fertig ist der Papierflieger. Und der Grundkurs in Origami. Das liest sich einfach. Ist es aber nicht. So manchem Gast im Publikum müssen die vier japanischen Schüler auf die Sprünge helfen. Langsam aber sicher macht asiatische Faltkunst aus einem überdimensionierten Schnipsel dann doch noch ein flottes Fluggeschoss. Am Ende gleiten viele bunte Modelle auf einmal über die Köpfe des Publikums hinweg.

"Mitmachen!" lautete am Dienstag die Devise beim Japanischen Abend im Forum des Gymnasiums Glinde. Denn noch bis Sonntag besuchen 20 Jugendliche von der Tsurumine-Highschool aus Chigasaki (bei Tokio) ihre Glinder Gastfamilien. Der Schüler-Austausch wird vom Asien-Forum veranstaltet. Bereits zum dritten Mal begrüßen die Glinder ihre japanischen Freunde.

"Die Teenager aus Fernost wollen den Zuschauern ihre Kultur und ihr Land näher bringen", kündigte Christiane Repenning vom Asienforum an. Mit im Publikum: Der japanische Konsul Setsuo Kosaka, der eigens aus Hamburg angereist war, und Bürgermeister Rainhard Zug. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hatte kurz zuvor abgesagt. Dabei hätte er vieles über die Kultur und die Menschen im Land des Lächelns kennenlernen können.

In traditionellen Kimonos sangen die Schüler japanische Heimatlieder. Und während ihr Lehrer Takao Yamamoto moderierte, animierten sie die Gäste, japanische Tänze zu üben. Dabei ging es sachte zu: Eher behäbiges Ringelreihen im Kreis wurde nur von gelegentlichem Klatschen und Gestikulieren abgelöst. Ayako Yanagi und Ryoka Hanamatsu zeigten dann direkt auf der Bühne, wie Rollbilder mit japanischer Kalligrafie bemalt werden. Jeder, der wollte, konnte sich seinen Namen in japanischen Schriftzeichen auf eine Rolle schreiben lassen. Lina Ben-Khemis und Ronja Jähning aus dem Doppeljahrgang E ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen: "Toll, wie die Rollbilder aussehen", schwärmten sie.

Per Video-Präsentation zeigten die Japaner ihren Schulalltag. "Auch wir gehen jeden Tag in eine Kantine. Aber das Essen ist schon ganz anders als hier", erklärte einer der Schüler.

Kleine Ratespiele erweiterten den Wissenshorizont der Deutschen: "Keisuke Honda" heißt ein Spieler der japanischen Fußball-Nationalelf. Und der "Fuji" ist nicht nur Weltkulturerbe und höchster Berg Japans: "Sein Aokigahara-Wald am Nordwesthang ist deshalb berühmt, weil in diesem Wald so viele Selbstmorde begangen werden", ließ eine Schülerin wissen.

Mei Ikemizu (16) bedankte sich schließlich im Namen ihrer Gruppe bei den deutschen Gastgebern. "Wir werden eure Freundlichkeit und die vielen Eindrücke niemals vergessen", sagte sie.

Mei wohnt bei Magdalena Schröder (18), die im vergangenen Jahr in Japan war. "Japaner lieben schrille Farben und bauen keine Kirchen", fasste sie knapp die Unterschiede zwischen den beiden Ländern zusammen. "Mei und ich verständigen uns auf Englisch - oder mit Händen und Füßen."