Modernisierung: Veränderter Eingangsbereich und neue Möbel kosten 340 000 Euro

In einem großen Kraftakt kurbeln Anja Kairies und Sonja Seneberg mehrere Kilogramm schwere Bücherregale mithilfe der darunter geschobenen, fahrbaren Hebekarren in die Höhe. Die Holzregale sollen in die Ecke, in der Mitte des Kinderleseraums, am Ende der Glinder Bücherei, wird Platz gebraucht für eine Veranstaltung. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die sich alle paar Wochen wiederholt, wenn es für Lesenachmittage mit mehreren Besuchern zu eng wird. Der mangelnde Platz im Erdgeschoss des Marcellin-Verbe-Hauses, in dem die Bücherei seit 1994 untergebracht ist, ist seit Jahren Thema im Rathaus und den politischen Gremien. Umbauten, Umzüge, Neubaupläne sind jedoch aus finanziellen Gründen immer wieder verschoben worden.

Jetzt steht erneut ein möglicher Umbau der Bücherei zur Diskussion. Neue, moderne Möbel und Regale sollen angeschafft und der Eingangsbereich vollkommen neu gestaltet werden. Unter anderem ist ein besucherfreundlicherer Tresen geplant. Die Stadtverwaltung rechnet mit Kosten in Höhe von rund 340 000 Euro bis zum Jahr 2015.

Hintergrund ist, dass die Stadtverwaltung mit dem Büchereiverein Schleswig-Holstein einen Hauptvertrag schließen möchte, um sich weitere Fördermittel zu sichern. "Seit 2001 haben wir einen sogenannten Vorvertrag mit dem Verein, erhalten so Fördermittel für den Einkauf von Medien und die Personalkosten. Seit Jahren streben wir einen Hauptvertrag an, um noch eine größere Förderung zu erhalten", sagt Bürgermeister Rainhard Zug.

Derzeit liegt die Förderung durch den Büchereiverein bei rund 15 000 Euro jährlich, als voll ausgebaute hauptamtliche Standbücherei könnte Glinde im Jahr 2014 aber bereits mit 34 000 Euro unterstützt werden.

"Auf den Hauptvertrag wurde kontinuierlich hingearbeitet: Die Öffnungszeiten wurden verlängert, auch sonnabends können Besucher Medien ausleihen, die Stundenzahl der Mitarbeiterinnen wurde bis heute verdoppelt, Arbeitsplätze mit Internetanschluss geschaffen, das Angebot um CDs, DVDs, Hör- und Video- sowie Gesellschaftsspiele erweitert. Und seit Kurzem ist auch die sogenannte Onleihe von digitalen Medien möglich", erklärt Anja Kairies. Auch gebe es mittlerweile zahlreiche Veranstaltungen in den Räumen der Stadtbücherei, Klassenführungen und die Beteiligung am Ferienleseclub.

"Diese Veränderungen spiegeln sich auch in den Nutzerzahlen wider. Als ich vor 15 Jahren nach Glinde als hauptamtliche Leiterin der Bücherei kam, wurden 1998 rund 56 000 Bücher ausgeliehen, im vergangenen Jahr haben wir 117 000 Ausleihen gehabt. Das hat sich also mehr als verdoppelt", macht Kairies die Beliebtheit der Einrichtung bei den Glindern deutlich. Einen Umbau hält auch sie für dringend nötig. "Der Tresen und die Regale sind veraltet. Allein neue Regale, die auf Rollen beweglich wären, würden uns aber helfen, das Raumproblem bei Veranstaltungen zu lösen. Wir könnten sie dann einfach zur Seite rollen." Aber auch ein umgestalteter Eingangsbereich werde dringend gebraucht. "Gerade an den Markttagen ist so viel Betrieb, dass es in dem kleinen Gang vor dem Tresen oft zu eng wird", so Kairies, die sich enttäuscht zeigt, dass Umbaupläne von Seiten der Politik mehrfach verworfen wurden - vor allem aus finanziellen Gründen.

Im Jahr 2007 gab es ein großes Um- und Ausbaukonzept, ein Pavillon-Anbau und die Einbeziehung des Kellergeschosses mit einem Fahrstuhl waren geplant. 2,3 Millionen Euro sollte das Projekt damals kosten, das noch immer in den Schubladen der Verwaltung schlummert.

Ob die kleine Umbaulösung zustande kommt, ist ungewiss. Mitglieder des Kulturausschusses, die über die Pläne am Montagabend berieten, befürworteten zwar mehrheitlich das Projekt (mit Enthaltung der Grünen), zeigten sich jedoch skeptisch. Gönke Witt (Bündnis 90/Grüne) sah rein finanziell wenig Anreize, Hauptvertragsbücherei zu werden. Willi Krämer (CDU) fragte, ob damit die großen Umbaupläne vom Tisch seien, und Bernd Wersel, SPD-Fraktionsvorsitzender, wies auf den hohen Schuldenberg der Stadt hin. "Wir müssen auf Ausgaben achten. Wir nehmen in diesem Jahr bereits einen Kredit in Höhe von 1,4 Millionen Euro auf, im kommenden Jahr vier Millionen, ein Jahr drauf drei Millionen." Die Stadtvertreter wollen sich im Herbst im Rahmen der Haushaltsberatungen mit dem Thema befassen.