Sammelwut seit der Kindheit

Mucksmäuschenstill ist es im Sitzungsraum des Marcellin-Verbe-Hauses in Glinde. Nur das Umschlagen von Buchseiten ist zu hören. Ein eingeschworener Kreis sitzt beisammen und ist hoch konzentriert. Suchende Blicke wandern über Listen und Alben, gefüllt mit kleinen gezackten Papierstücken.

Auch bei schönstem Sommerwetter hat sich gestern der harte Kern des Briefmarkensammlervereins Glinde zusammengefunden, um dem gemeinsamen Hobby zu frönen, Lücken in den eigenen Sammlungen zu schließen, sich auszutauschen. "Das ist eben unsere Leidenschaft, da ist das Wetter egal", sagt Hans-Michael Dettmann, seit 30 Jahren Vorsitzender des Vereins.

Auf jedem Tisch liegt der "Michel", der Informationskatalog für Briefmarkensammler - die Bibel der Philatelisten.

Ohne sie geht nichts, akribisch werden die Briefmarkenreihen verfolgt, die von staatlichen Postverwaltungen weltweit herausgegeben werden.

Für Gernod Schmidt ist es ein erfolgreicher Tag. Fünf Marken, die ihm noch fehlten, konnte er gegen andere, auf die er verzichten wollte, eintauschen. Der 48-Jährige sammelt seit 1978 die "Aktie des kleinen Mannes", wie sie gerne genannt wird. Wie viele er mittlerweile hat, weiß er gar nicht so genau. "Vier Meter volle Alben", sagt er nur kurz als Erklärung.

Angefangen hatte alles mit einem Album, das ihm einst seine Großmutter schenkte. "Mit Raumfahrtmotiven", erinnert er sich gerne und blättert weiter. "So haben die meisten angefangen, in der Kindheit, mit Briefmarkensammlungen ihrer Eltern oder Großeltern", sagt Dettmann, der gestern vergebens auf die Jugendgruppen des Vereins wartete. "Die genießen vermutlich das gute Wetter."