Afrikanische Flüchtlinge: Flüchtlingsrat kritisiert Hamburger Politik - Bürgerinitiative bittet um Spenden

Unter den zwölf afrikanischen Flüchtlingen, die seit Anfang Juni in der Glinder Moschee untergekommen sind, herrschen Verunsicherung, Verzweiflung und Perspektivlosigkeit. Noch immer wissen sie nicht, wie es weitergeht, noch immer ist ihr rechtlicher Status nicht geklärt (wir berichteten).

Nach der Berichterstattung einiger Medien, dass sich die Männer mittlerweile nach Ablauf ihrer Touristenvisa illegal in Deutschland aufhalten, sei die Stimmung auf dem Tiefpunkt, berichtet Mustafa Tepe vom Vorstand der Islamischen Gemeinde Reinbek-Glinde. Er und Martin Link vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein zeigen sich verärgert über die Medienberichte und die Untätigkeit der Behörden. "Von Illegalität kann keine Rede sein", unterstreicht Link. Und Tepe ergänzt: "Es gibt keine Personendokumente, die das bestätigen. Ich kann nur sagen, dass manche hier eine Aufenthaltsberechtigung bis 2014 haben."

Martin Link wirft Teilen der Hamburger Politik vor, gezielt Vorbehalte gegen die Menschen in der Öffentlichkeit schüren zu wollen, um die Flüchtlinge zur Rückreise nach Italien zu drängen. "Das kann aber keine Lösung sein", so Link. Die Bundesregierung müsse sich endlich mit dem Schicksal der afrikanischen Flüchtlinge befassen. Denn als sogenannte Drittstaaten-Angehörige könnten die Flüchtlinge zwar mit einem befristeten Aufenthaltsrecht für Italien jeweils für drei Monate in ein anderes Land im Schengen-Raum reisen. Doch weder ist es ihnen erlaubt zu arbeiten, noch haben sie Zugang zu Bildung oder medizinischer Versorgung.

Der Flüchtlingsrat habe bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der sich nun mit dem rechtlichen Status der Afrikaner befasse und nach Möglichkeiten suche, eine längerfristige Aufenthaltsberechtigung zu erwirken.

Indessen haben die Mitglieder der Islamischen Gemeinde Glinde alle Hände voll zu tun, um die zwölf Männer zu versorgen. "Wir haben sie sehr gerne aufgenommen. Wir leisten hier humanitäre Hilfe, aber wir brauchen auch Unterstützung", sagt Tepe. Vor allem an Lebensmitteln fehle es. "Wir freuen uns über jeden, der mit Obst und Gemüse vorbeikommt. Nur bitte kein Fleisch", unterstreicht Tepe.

Die Bürgerinitiative Glinde gegen Rechts, die seit vier Wochen Lebensmittel und Sachspenden für die afrikanischen Männer sammelt, haben nun eine Liste von dringend benötigten Sachspenden zusammengetragen. Gebraucht werden insbesondere: Maisgrieß, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Dosentomaten, Kichererbsen, Linsen, Zwiebeln, Essig, Öl, Salz, Pfeffer, Zucker, Eier, Margarine sowie Bananen, Äpfel, Kiwis oder Melonen. Außerdem auch stilles Wasser, Schwarzer Tee, H-Milch, Cola und Hygieneartikel wie Shampoo, Zahnpasta, Duschgel und Waschmittel.

Spenden können bei der Moschee (Am Tannenweg 5), heute von 10 bis 12 Uhr am Infostand der Bürgerinitiative auf dem Markt, bei täglichen Mahnwache am Glinder Berg (montags bis freitags 17 bis 19 Uhr) oder aber bei Heimtierbedarf Metschulat (Mühlenstraße 7) abgegeben werden.