Soziale Netzwerke: Kommunen in Südstormarn nutzen sie bisher kaum

Auch Städte und Gemeinde nutzen vermehrt die digitalen Markplätze, um ihre Bürger zu erreichen - in Zeiten des Medienwandels, in denen vor allem Jüngere immer seltener auf klassische Medien zurückgreifen und über ihre Wohnorte schlechter informiert sind. Auch Glinde will dem entgegenwirken.

Neue Internetseite soll Facebook-Button bekommen

Noch in diesem Jahr ist ein Relaunch (zu deutsch: Neustart) der städtischen Internetseite www.glinde .de geplant. "Dann soll auch die Möglichkeit geschaffen werden, soziale Netzwerke wie Facebook, Google+ und Flickr zu integrieren", sagt Bürgermeister Rainhard Zug. "Ich habe die Hoffnung, dass sich die Stadt ein Stück weit mehr den neuen Medien widmen kann - allerdings ohne großen Mehraufwand." Zusätzliche Kosten aber dürfe das nicht verursachen. Deshalb sei ein System vorgesehen, das parallel Artikel aufnimmt, die nicht nur auf der Internetseite der Stadt, sondern beispielsweise auch auf Facebook gepostet werden.

"Für uns ist das Nutzen von sozialen Netzwerken eine Chance, jüngere Leute besser zu informieren und zu integrieren." Zug denkt dabei auch über eine Kooperation mit Vereinen und Verbänden in der Stadt nach. "Eine Idee ist, dass junge Menschen, die bei der Stadt im Kulturbereich ihr freiwilliges soziales Jahr absolvieren, an der Seite mitarbeiten."

Einen Vorteil sieht er auch für den jährlichen Jugendaustausch mit der französischen Partnerstadt St. Sébastien sur Loire. "Für die teilnehmenden Jugendlichen ist es eine tolle Möglichkeit, sich schon vor dem reellen Kennenlernen zu vernetzen." Neben Facebook und Google+ schwebt Zug ein Link zur Fotocommunity Flickr vor. Denn: "Vor allem die Bildergalerien auf unserer Internetseite werden immer fleißig geklickt."

Reinbek-Seite seit 2011 online, aber wenig genutzt

Noch aber ist der Schritt Richtung Facebook & Co. für Glindes Stadtverwaltung Zukunftsmusik. "Erst einmal soll unsere neue Internetseite Ende des Jahres aufgebaut werden und online gehen. Alles andere könnte dann 2014 folgen. Bis dahin wird es noch Beratungen geben", so Zug.

Was Glinde für 2014 in Betracht zieht, ist in Reinbek bereits seit 2011 online. Die Stadtverwaltung Reinbek ist, anders als andere Stormarner Kommunen, seit Juni 2011 mit einer Facebook-Seite präsent. Es werden Veranstaltungen angekündigt, über den Besuch des Innenministers, Spendenübergaben oder Bauvorhaben informiert - das allerdings recht spärlich. Von Transparenz, E-Government und regem Austausch zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern ist auch der "Vorreiter in Stormarn" weit entfernt. Die Zahl der Follower, der angemeldeten Nutzer, ist auch nach zwei Jahren mit gerade einmal 200 "Freunden" der 26 000 Einwohner zählenden Stadt sehr übersichtlich. Zum Vergleich: Allein die JuZ-Reinbek-Seite hat mehr als 800 Freunde.

"Wir wollten den Kanal nutzen, um junge Erwachsene und Jugendliche auch auf anderem Weg - über das Internet - zu erreichen und mit Informationen zu versorgen und natürlich auch, um Informationen selbst zu bekommen", sagt der Hauptamtsleiter in Reinbek, Jürgen Vogt-Zembol. "Allerdings können wir aus Kapazitätsgründen nicht permanent etwas hineinstellen." Zwei Rathausmitarbeiter pflegen den Facebook-Auftritt neben ihren eigentlichen Aufgaben hin und wieder. "Ursprünglich war noch eine extra Seite für die Jugendarbeit geplant, aber der Zeitaufwand ist doch erheblich."

Das ist auch Hauptkritikpunkt für Hans-Joachim Vorbeck, amtierender Bürgermeister in Oststeinbek. Er sieht das Medium für die Verwaltung der Gemeinde als Präsentationsplattform skeptisch: "Die Frage ist, welche Vorteile es Oststeinbek und den Bürgern wirklich bringt, oder ob es für uns eher eine Belastung wird. Es würde Zeit und Geld kosten. Dafür müsste ein Mitarbeiter abgestellt werden, um kontinuierlich die Seite und die abgegebenen Anfragen und Kommentare zu bearbeiten", sagt Vorbeck.

Oststeinbek setzt auf Infos im Rathaus, nicht im Netz

Er plädiert dafür, beim anstehenden Rathausumbau lieber auf einen repräsentablen Informationsstand im Eingangsbereich zu setzen. Das sei bürgernah und machbar. "Außerdem haben wir das Informationsblatt Oststeinbek aktuell und auch Ausschüsse und Gemeindevertretersitzungen, in denen man sich informieren und teilhaben kann." Die aber werden kaum von Bürgern besucht. Junge Erwachsene verirren sich selten ins Bürgerhaus, Jugendliche fast nie.

Das Informieren über das Ortsgeschehen hingegen übernehmen mehr und mehr die politischen Akteure in der Gemeinde. Besonders aktiv zeigen sich die Oststeinbeker SPD und OWG.