Spinosa: Kinder lernen, wie unsere Wirtschaft funktioniert

Denn ohne Glifis, so heißt die Währung in der mittelalterlichen Siedlung, die in diesen Tagen in der der Spinosa entsteht, kann er sich selber leider nichts kaufen.

Dabei sind an den übrigen Marktständen um ihn herum auch die schönsten Sachen aufgebaut. Da gibt es kleine runde Seifen in verschiedenen Farben, die herrlich nach Zitrone duften. Es gibt einen Stand mit Lederbeuteln und bunten Schmucksteinen. Und es werden sogar Möbel zum Kauf angeboten.

Denn Leon ist nicht der einzige, der vor dem Markt sein Tagwerk verrichtet hat. So wie er haben die 17 übrigen Kinder, die am Siedler-Projekt der Spinosa teilnehmen, ihre Waren hergestellt. Nun sitzen sie im Kreis auf dem imaginären mittelalterlichen Marktplatz und warten allesamt auf Kundschaft.

"Denkt dran, dass ihr nicht nur verkauft, sondern auch selber etwas kauft", warnt Lutz Pickardt. "Wenn alle ihr Geld horten, kommt nicht genügend Geld in Umlauf, bei den Banken sind die Kassen leer und es kann zur großen Wirtschaftskrise kommen." Wie im richtigen Leben.

Der Theaterpädagoge aus Dortmund ist einer von sieben Erwachsenen, welche die Kinder durch das Ferienprojekt leiten. Am Beispiel der Siedlung sollen die Sieben- bis Zwölfjährigen spielerisch die Abläufe auch unserer modernen Gesellschaft besser verstehen lernen .

"Die Papphäuser zu bauen hat richtig Spaß gemacht", sagen Katerina (8), die im richtigen Leben Svenja heißt, und Cäcilia (8), eigentlich Kimberly. "Aber alles andere auch."

Tags zuvor haben sie sogar eine Bürgermeisterwahl gehabt. Von den vier Kandidaten, die zur Wahl standen, haben es gleich zwei junge Damen geschafft: Zoe Annalena und Svenja. "Eigentlich hatte ich zwei Stimmen mehr, aber da das Ergebnis so knapp war, hat die Stadtversammlung beschlossen, dass wir uns das Amt teilen", sagt Zoe Annalena (9).

Nach dem Markttag kehrt erstmal Ruhe ein in der kleinen Siedlung. Manchmal bauen die Spielleiter aber auch bewusst Konflikte in den Spielfluss ein. Was da noch auf die Bürgermeisterinnen zukommt, werden die beiden letzten Tage noch zeigen.

Am Freitag gibt es zum Abschluss jedenfalls noch einen Markttag für alle. Dann können die Eltern und alle die möchten nach Herzenslust einkaufen - natürlich mit Glifis, die sie zuvor mit echtem Geld eingetauscht haben.