Glinde (st). Demokratische Entscheidungen fällen, Mitbestimmung - und auch protestieren: Damit eine Gesellschaft funktioniert, müssen ihre Mitglieder viel lernen.

Genau das tun 18 Kinder diese Woche beim Siedlerprojekt des städtischen Ferienprogramms in der Spinosa. Ganz nebenbei erfahren die sieben- bis zwölfjährigen Jungen und Mädchen sehr viel über das Mittelalter. Denn unter diesem Motto steht in diesem Jahr das Siedlerprojekt.

Gestern Morgen begannen die Nachwuchsbürger damit, ihre Häuser aus Pappkartons aufzubauen. "Eine Seuche und eine Feuersbrunst haben zuvor alles vernichtet", erklärte Angelika Thomsen, Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt. Die Wohnungen sollen noch ausgestattet werden: Deshalb machten sich die kleinen Häuslebauer am Nachmittag daran, ein Gewerk zu lernen: Stühle und Tische aus Holz bauen, Lederbeutel schnüren und Seife sieden. Die Kinder drängelten sich im "Tagwerkamt" um die Jobs.

Vorab tauschten sich Meister und Siedler noch über das Mittelalter aus: "Was wisst Ihr denn schon über das Mittelalter?", wollte Theaterpädagoge Lutz Pickardt wissen, der das Projekt leitet. "Es gab die Pest", erzählte Lilly. "Da bekamen die Leute so schwarze Flecken wie Pickel. Und es sind ganz viele Menschen daran gestorben." Die Kinder stellten fest, dass vieles aus ihrem Alltag noch nicht erfunden war: Plastik, Elektronik, Autos, Toiletten mit Spülung. "Zu essen gab es fast jeden Tag nur Hirse- oder Haferbrei", erklärte Thomsen, die eine dem Adel entflohene Köchin mimte. Lange Gesichter bei den jungen Siedlern - aber Thomsen tröstete sie: "Dank einer Zeitmaschine kann ich euch Nudeln mit Tomatensauce kochen."