Nach Schließung: Sondergebiet könnte Bauland werden

Der multinationale Konzern Nycomed (vormals Altana Pharma AG), der die Anlage 2006 für 23 Millionen Euro gebaut und betrieben hatte, war 2011 komplett an den japanischen Konzern Takeda verkauft worden. Dieses Unternehmen unterhält weltweit eigene Forschungszentren, so war der Standort uninteressant und wurde abgewickelt. Das 4,7 Hektar große Gelände mit den modernen Forschungsanlagen steht seitdem zum Verkauf. Die Gemeinde verlor einen guten Steuerzahler und hofft darauf, dass das Areal nahe der A 1 und der A 24 schnell wieder genutzt wird.

"Dieser Standort ist top", betont Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller. "Ich mache mir keine Sorgen, dass er lange brachliegen wird." Es habe Gespräche mit dem Unternehmen über die Nutzbarkeit der Immobilie gegeben. Allerdings sei es nicht die Aufgabe der Kommune, aufzulisten, was dort entstehen könne. Dafür müsse ein möglicher Investor schon ein Gesamtkonzept vorlegen.

100 Reihenhäuser werden hier nicht genehmigt

Schreitmüller schließt dabei auch eine ganze oder partielle Umwidmung vom 'Sondergebiet Tierversuchsanstalt' in Bauland nicht aus. "Das Gelände kann nicht wie die Bebauung der Umgebung überplant werden. Auf 4,7 Hektar fänden 100 Reihenhäuser Platz. Das würde die Gemeinde nicht wollen, die Landesplanung auch nie genehmigen. Neues muss sich städtebaulich einfügen."

Das beruhigt Sabine und Matthias Evers nur wenig. Sie müssen, egal wie hoch ihre Hecke zum Glinder Weg auch wird, immer auf die Fenster der ehemaligen Laboratorien schauen. "Als damals der B-Plan für den großen Neubau zum Sondergebiet geändert wurde, sagten uns die Politiker, man müsse in die Zukunft schauen und es würden Arbeitsplätze geschaffen. Ich sage nur, schnell geködert, schnell vorbei. Mit Pech, entsteht hier eine Invest-Ruine", so Matthias Evers. "Wir sind zwar froh, dass die Tierversuche hier ein Ende haben. Sie werden aber woanders, mit weniger strengen Auflagen weiter geführt", vermutet der Tierfreund, der vor zehn Jahren die Bürgerinitiative gegen die Tierversuchsanstalt mitgegründet hatte.

Er ist von der Kommunalpolitik enttäuscht: "Vor der Wahl kommen sie mit Brötchen, und danach lassen sie sich nicht mehr sehen." Er und seine Frau hoffen, dass sich die Gemeinde auf Ziele wie viel Grün und hohe Lebens- und Wohnqualität besinnt. "Vielleicht kann hier so etwas wie ein Dorf für Senioren entstehen. Mit Ärzten, Nahversorgung und schönem Wohnen. Der Bedarf ist da und die alten Leute könnten ihre Tiere mitbringen", sagt Sabine Evers und streichelt den alten Mischlingshund Bella.

Für Takeda bestätigt Sprecher Mathias Reinig die Verkaufsabsichten. "Wir forschen weltweit an mehreren Orten, deshalb brauchten wir diesen Standort nicht." Den 87 Mitarbeitern seien Angebote in den konzerneigenen Labors im Ausland gemacht worden, die seien leider nicht genutzt worden. "Die vier Auszubildenden wurden aber nahtlos von anderen Unternehmen übernommen", so Reinig. Wohin sind die Versuchstiere gekommen? "Die wenigen übrigen Tiere wurden überwiegend bei Mitarbeitern oder deren Verwandten untergebracht. Fünf kamen auf einen Hof in Dithmarschen", sagt er.