Landwirtschaftskammer soll Pflanzenschutzmittel eines Bauern prüfen

Rund 60 000 seiner Flugbienen, so schätzt er selbst, sind Mitte Mai auf einem Rapsfeld in Oststeinbek verendet. Die Schuld gibt er einem Bauern, der das etwa zehn Hektar große Feld zu diesem Zeitpunkt mit einem Pflanzenschutzmittel spritzte.

"Das war der erste richtig warme Tag in diesem Jahr mit hoher Luftfeuchtigkeit - ideales Flugwetter für Bienen", erinnert sich Holger Müller, der seit 15 Jahren seinen festen Bienenstand an der Oststeinbeker Wassermühle hat. Direkt dahinter - ein Rapsfeld, das am 17. Mai in gelbgoldener Blüte stand. "Als ich dort gegen 17 Uhr ankam, sah ich, wie der Bauer das Feld spritzte - viel zu früh. Die Bienen waren noch unterwegs. Die Strahlen trafen sie hart, viele lagen völlig durchnässt am Boden." Müller habe deshalb den Bauern aufgefordert, das Spritzen auf den Abend zu verlegen. "Aber er sagte nur, dass es ein für Bienen ungefährliches Mittel sei, er zu jeder Zeit spritzen dürfe und machte weiter."

Kurz darauf entdeckte Müller auch an seinem Bienenstand Tausende tote Bienen. Er rief die Polizei, die machte Fotos und nahm eine Probe des Pflanzenschutzmittels beim Bauern. "Ich will einfach wissen, was er gespritzt hat, ob das erlaubt war - auch zu dieser Uhrzeit", sagt Müller, der nicht nur den Schaden von mehreren Tausend Euro ersetzt haben möchte, sondern vor allem Bauern und Bevölkerung für das Thema sensibilisieren will.

"Dass das Bienensterben ein großes Problem ist, ist nicht neu. Bienen und Imker kämpfen seit Jahren gegen die Varroa-Milbe, hinzu kommen immer weniger Honigräume durch zunehmende Monokulturen. Und wenn dann auch noch durch Spritzen so viele Bienen auf einen Schlag verenden...", sagt Müller kopfschüttelnd. "Manche Landwirte, die auch im eigenen Interesse Tiere, Natur und Umwelt schützen müssten, handeln verantwortungslos und zu kurzsichtig. Auch der Bauer braucht schließlich die Bienen", mahnt der Imker, der in diesem Jahr keinen Rapshonig haben wird. "40 Kilo Honig hätte jedes der 13 Völker produziert", sagt er traurig.

Die Polizei Glinde hat die Probe Ende Mai an die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein nach Rendsburg geschickt. Da es sich um ein schwebendes Verfahren handele, wollte das Amt keine Auskunft geben. Eine Sprecherin sagte: "Die Landwirte verwenden nur zulässige, bienenfreundliche Mittel. Sie würden sonst ihre Zulassung gefährden."

Auch der Oststeinbeker Landwirt wollte sich gegenüber unserer Zeitung nicht zu dem Vorfall äußern.