Beschwerden über schlechte Zustellung - Gewerkschaft kritisiert hohe Arbeitsbelastung der Angestellten

Das kennt er schon, denn montags bekommt er selten Post. Derzeit häufen sich in Glinde die Beschwerden über unregelmäßige Postzustellungen. Riecke: "Ich weiß von Anwohnern, dass es im Bereich Groothegen, Rehwisch und der Straße 'Auf dem Brink' besonders schlimm ist."

Auch Inge Gehrke schaut immer wieder in einen leeren Briefkasten. Sie wohnt im Osten Glindes, nahe der K80. "Ein Brief, den ein Unternehmen aus Buchholz am 2. Mai abschickte, erreichte mich erst am 8. Mai", sagt sie. Dabei habe sie dringend auf die Reiseunterlagen gewartet.

Thomas Ebeling von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, weiß, warum manche Glinder vor allem montags in die Röhre schauen. Weil es der sendungsschwächste Tag sei, würde die Post den Kollegen mehr Zustellungsbezirke als an anderen Tagen zumuten. Und das, obwohl die Angestellten ohnehin seit langer Zeit massiv überlastet seien. "Der hohe Krankenstand bei der Post hält dadurch an. Es müssten mehr Leute eingestellt werden, aber das geschieht nicht", kritisiert Ebeling. "Wir fordern schon länger eine Verkleinerung der Bezirke, denn viele Kollegen schaffen die Post, die sie verteilen müssten, gar nicht an einem Tag." Die Gewerkschaft habe nun zwar erreicht, dass die Zusteller in der Woche nicht mehr als fünf Überstunden machen dürfen, die Zahl der Zustellungen werde dadurch aber nicht geringer. "Darunter leiden dann auch die Postkunden."

Der Glinder Riecke bemerkt das seit Jahren. Seit 2009 beschwert er sich regelmäßig bei der Deutschen Post. Etliche Mails hat er schon an den "Kundenservice Brief" in Bonn geschrieben. Der Briefwechsel füllt bereits einen ganzen Ordner. Schon am 4. August 2009 wurde ihm mitgeteilt, dass es "aufgrund der Wirtschaftskrise personelle Einsparungen" gegeben habe. Da viele Mitteilungen jetzt per Mail geschickt werden würden, sei der Briefverkehr deutlich zurückgegangen. "Wir mussten mit der Flexibilisierung des Briefnetzes reagieren", steht in dem Schreiben. "Sie erhalten aber an sechs Tagen Ihre Post." Doch der Zustelldienst werde montags nur noch eingeschränkt erfolgen. Dadurch spare man ja schließlich auch 1300 Tonnen an CO2-Ausstoß. "Seit diesem Schreiben habe ich aber montags nie Post bekommen, nicht einmal eingeschränkt", sagt Riecke.

2010 sei die Post dann auch an den restlichen Tagen nur sehr unregelmäßig zugestellt worden. "Häufig landeten auch Briefe für meine Nachbarn in meinem Briefkasten", sagt Riecke. In der Woche vor Ostern seien überhaupt keine Briefe zugestellt worden. "Weil die Post den Dienstag nach Pfingsten aufgrund des Feiertages wie einen Wochenanfang betrachtete, habe ich erst am Mittwoch nach Pfingsten meine Post bekommen. 29 Briefe waren so in meinen Briefkasten gestopft worden, dass ich sie teilweise nicht mehr richtig lesen konnte", ärgert sich Wolfgang Riecke.

Mittlerweile komme auch die in Folie eingeschweißte Beilage "Einkaufaktuell" nicht mehr sonnabends. Riecke: "Da die Post erst dienstags kommt, sind die Angebote in dieser Beilage dann schon verfallen. Damit kann ich dann nichts mehr anfangen." Als Entschädigung habe er Briefmarken zugeschickt bekommen. "Ich brauche aber keine Briefmarken, sondern eine pünktliche Post-Zustellung."

Post-Sprecher Martin Grundler erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass verspätete Zustellungen Einzelfälle, "aber sicher nicht die Regel" seien. "Wir hatten keine Häufung von Reklamationen", so Grundler. Die Vorwürfe von Ver.di weißt er zurück: "Im Winter und nach Weihnachten kam es zu einer stärkeren Belastung der Zusteller. Aber das war eine Ausnahme. Es gibt auch keinen erhöhten Krankenstand."