Oststeinbek. Zu eng, zu altmodisch, zu wenig Platz - Gründe, seinen Kleiderschrank auszumisten, gibt es genug.

Bislang konnten die Oststeinbeker in elf Containern - verteilt über die gesamte Gemeinde - ihre Altkleider loswerden. Das ändert sich ab August. Denn von den elf Containern verschwinden acht. Hintergrund: Die Container stehen seit Jahrzehnten auf öffentlichem Grund (auf dem Gelände des Bauhofs, an der Sportanlage Meessen und Langstücken) - allerdings ohne Genehmigung. Deshalb hat die Politik entschieden, dass die acht Container vom öffentlichen Grund verschwinden müssen. Die Frist läuft am 8. August aus.

Auch das DRK ist von der Rückholaktion mit einem Container betroffen: "Das ist bedauerlich", sagt Olaf Berndsen, stellvertretender Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes. "Schließlich gehen dem Verband Einnahmen verloren, den er durch den Verkauf der Altkleider an professionelle Textilhändler erzielt." Die Einnahmen fließen in soziale Projekte wie Suppenküchen oder Schuldnerberatungsstellen. Im gesamten Kreis sammelt das DRK im Jahr rund 200 000 Kilogramm Altkleidung ein. Die Preise für eine Tonne Altkleidung schwanken je nach Marktlage und Qualität zwischen 250 und 1000 Euro. Die Abgabe von Altkleidern ist damit eine andere Form der Spende an das DRK.

Die "Deutsche Gesellschaft für Recycling mbH Schuhe und Textilien" (DGW) mit Sitz in Isernhagen bei Hannover hat ebenfalls mehrere Container in Oststeinbek aufgestellt. Doch das Unternehmen verfolgt keine karitativen Zwecke, sondern arbeitet gewinnorientiert. Immer auf der Suche nach gut gelegenen Stellplätzen wirbt die DGW auf ihrer Internetseite mit einer "lukrativen Mietgebühr". Altkleider aus DGW-Containern gehen nach eigenen Angaben ausschließlich ins Ausland, unter anderem nach Afrika. Entwicklungshelfer kritisieren seit Langem, dass die Berge europäischer Altkleider dort die einheimische Textilindustrie zerstören.

Diesen Vorwurf muss sich die Wilhelmsburger Kleiderkammer nicht machen: "Wir geben unsere Kleidung an Bedürftige gegen ein geringes Entgelt weiter", sagt Marianne Worm, Leiterin der Beschäftigungsgesellschaft. 20 verschiedene Ausgabestellen in Hamburg - unter anderem heute in Bergedorf (Jugendpavillon) - fährt die Kleiderkammer wöchentlich an. "Das Angebot wird sehr gut angenommen", sagt Worm - vor allem von Müttern mit Kindern. Der Bedarf sei groß, deshalb würde Worm gern noch mehr Container aufstellen, doch im Gegensatz zur DGW zahlt die Wilhelmsburger Kleiderkammer keine Mietgebühr, sondern setzt auf das karitative Verständnis von Kirchengemeinden, auf deren Gelände viele Container stehen. So auch in Oststeinbek: Neben der Auferstehungskirche (Stormarnstraße) werden Spender auch nach dem 8. August ihre Kleidersäcke los.

"Wer sichergehen will, dass seine Altkleider nicht kommerziell verwendet werden, sollte solche Projekte wie die Wilhelmsburger Kleiderkammer unterstützen", rät Thomas Hagen von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Vor Sammlungen an der Haustür, in denen besonders gefühlsbetont zur Spende aufgerufen wird, warnt der Verbraucherschützer. "Dahinter stecken oft keine seriösen Anbieter." Sozial und umweltverträglich ist auch, Kleidung in Secondhand-Läden oder auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Zudem soll man kaputte Kleidung ebenfalls im Kleidercontainer und nicht in der Mülltonne entsorgen.