Glinde. Das hätte sich Mandy Mehm zu Beginn ihrer Friseurausbildung nicht träumen lassen: Gerade ist die Glinderin (20) von einer Jugendbegegnung aus Chengdu in China zurückgekehrt.

"Kaum war ich bei der Ankunft aus dem Flieger gestiegen, kam ich mir vor wie auf einem anderen Planeten", erzählt sie begeistert. "Ich konnte meine Kamera kaum loslassen." Drei Wochen hat die Auszubildende im zweiten Lehrjahr am Pivot Point College Sichuan, im größten Modecollege Chinas verbracht, an der insgesamt 6000 junge Menschen aus dem gesamten Land Design, Make-up oder Hairstyling studieren. "Die Studenten kommen meist aus wohlhabenden Familien, denn das College kostet viel Geld", erzählt die junge Glinderin.

"Es gibt dort einen Zweig, der vollkommen auf Englisch unterrichtet wird." Dort lernte sie vormittags alles über chinesische Dynastien, einige Wörter Mandarin und chinesische Schriftzeichen. Traditionelles chinesisches Make-up und die Frisiertechniken des Landes standen auch auf dem Lehrplan. Zum Abschluss gestaltete sie gemeinsam mit den anderen Studenten eine große Modenschau. "Die Haare der Chinesinnen sind ganz anders als unsere", berichtet Mehm. "Sie sind extrem glatt. Wir haben sie im Zickzack über Haarnadeln gewickelt, um sie in Wellen zu legen."

Nachmittags und am Wochenende machte ihre Gruppe Ausflüge zur Panda-Aufzuchtstation, zur Sichuan-Oper, zu den vielen Tempeln des Landes, und auch der Besuch eines Friseur-Salons durfte nicht fehlen. "Wenn die Angestellten dort nichts zu tun haben, setzen sie sich einfach hin, spielen Mahjong und trinken Tee", erzählt Mehm kopfschüttelnd. "Zum Haarewaschen legen die Kundinnen sich hin. Kein Wunder: Die Wäsche dauert 45 Minuten."

Die junge Glinderin hörte zum ersten Mal auf der Berufsschule von dem Programm. Es wird von der Mobiltätsagentur Arbeit und Leben organisiert und von der EU gefördert. Mehm wollte schon immer gern nach Asien reisen. Tatsächlich konnte sie sich unter 40 Bewerbern einen der neun Plätze ergattern. "Wir mussten eine englischsprachige Bewerbung abgeben", sagt sie.

Unterstützt wurde sie von ihrer Chefin Nicole Lau, Inhaberin des Friseursalons Bötjer in Bergedorf. "Jeder junge Mensch sollte einmal eine solch unvergessliche Erfahrung machen können", sagt Lau. Mandy Mehm jedenfalls ist immer noch begeistert: "Ich möchte unbedingt wieder nach China reisen."