1257 wurde Havighorst erstmals urkundlich erwähnt: "Ihr seid zwei Jahre älter als wir", sagte der Havighorster Ortwin Klenke gestern auf unserem Rundgang durchs Dorf zu Bürgermeisterin Martina Denecke und Jürgen Verwiebe. Die beiden - und Redakteurin Susanne Tamm - waren die einzigen "Ortsfremden", die mit durchs Dorf spazierten. Sie mussten schmunzeln: Gerade hatte man über die Rivalität zwischen den einstigen Dörfern Oststeinbek und Havighorst gesprochen, die jetzt wieder durchschimmerte.

"Die Glinder Au ist die emotionale Grenze", erklärte Albrecht Goerth, ebenfalls Havighorster. "Aber die Rivalität ist nicht mehr zu spüren." Seit 1. Januar 1974 gehören Havighorst und Oststeinbek zu einer Kommune, erst Ende der 60er-Jahre wurde die Stormarnstraße gebaut. Vorher war der alte Mühlenweg die einzige Verbindung, wie Dr. Hans-Joachim Winter, heute Chef des Ortsbeirats, berichtete: "Da konnte der Müller Lahtz einfach seinen Laden dicht machen und es gab keine Verbindung mehr." Der 73-Jährige zog 1969 nach Havighorst, ging in Steinbek zur Schule. "Die Havighorster kamen uns vor wie aus einer anderen Welt."

Ein historisch interessanter Ort ist der mehr als 140 Jahre alte Gasthof Schwarzenbeck an der Dorfstraße, den Bernd Schwarzenbeck in fünfter Generation führte. Er wollte gern mitkommen, aber die sechste Generation heiratet am Wochenende und die Vorbereitungen halten ihn auf Trab. Der Gasthof ist nicht nur wichtig, weil Amtsgeschäfte einst hier in der Gaststube abgewickelt wurden: Auch der Männergesangsverein Steinbek-Havighorst trifft sich an der Dorfstraße 26 wöchentlich zur Chorprobe.

"Es gibt zwei Möglichkeiten, schnell in der Havighorster Gemeinschaft anzukommen", empfiehlt Chormitglied Goerth. "Entweder man tritt in die Freiwillige Feuerwehr ein oder man singt im Männergesangsverein mit." Bei etwa 1450 Einwohnern ist das "Dorf" überschaubar geblieben, man kennt sich.

Inge Rust, 72 Jahre alt und gebürtige Havighorsterin, bestätigt die soziale Bedeutung der Feuerwehr für den Ort: "Ob Grillen oder Laternenumzug, ich fühle mich immer verpflichtet zu kommen, wenn die Feuerwehr einlädt. Toll, was die jungen Leute auf die Beine stellen."

Als die Gruppe über die Festwiese schlendert, steigt doch noch ein Gedanke an eine Gemeinsamkeit auf: "Sowohl die Oststeinbeker als auch die Havighorster feiern unheimlich gern", sagt Winter. Das Oststeinbeker Marktfest beispielsweise wird mittlerweile auf der Festwiese an der Dorfstraße in Havighorst gefeiert. Außerdem steigen hier das Sommerfest oder der Laternenumzug der Feuerwehr, der Bürgerverein schmückt im Advent einen Tannenbaum.

Kirsten Schumacher und Britta Semic kommen mit ihren Sorgen auf die Gruppe zu: Schumacher möchte, dass die Kreuzung Am Ohlendiek/Boberger Straße entschärft wird, und Semic bittet um eine Sicherung des Eingangs am Spielplatz hinter der Festwiese. Auch Inge Rust hat etwas auf dem Herzen: "Die Bücherei muss unbedingt bleiben", fordert sie. "Wir fahren ja nicht zum Bücherausleihen nach Oststeinbek. Dann lieber nur noch einen Tag öffnen. Denn auf die Schumacherwiese sind viele Familien mit Kindern gezogen, wir werden nicht weniger." Rust kennt das Dorf noch als reinen landwirtschaftlichen Ort: "Es gab etwa 20 Höfe, auch kleinere. Ich bin auf dem Hof Wulff groß geworden. Meine Eltern hatten Kühe, Schweine und Hühner, bauten vor allem Gemüse an. Damals fielen wir nach 16 Stunden Arbeit ins Bett. Aber wir waren zufrieden."

Heute gibt es nur noch sechs aktive Landwirte, trotzdem wirkt Havighorst wie ein idyllisches, intaktes Dorf - in nur 16 Kilometern Entfernung zum Zentrum der Großstadt Hamburg.

Unser nächster Spaziergang führt am Mittwoch, 3. August, durch Börnsen. Um 17 Uhr an der Schule Hamfelderedder gehts los.