Glinde. Azurblaues Wasser unter ebenso blauem Himmel – mit einem Foto von der französischen Atlantikküste zieht die CDU derzeit die Blicke auf sich, jedenfalls im Schaukasten am Bürgerhaus. Die Politiker machen Sommerpause, nebenan wünscht die SPD den Glindern mit einem Plakat schöne Ferien.

Vielleicht sollten Glindes Entscheidungsträger die politische Pause auch dafür nutzen, die Schaukästen zu aktualisieren, ebenso ihre Webseiten. Die Bilder und den grünen Hintergrund im Kasten von Bündnis90/Die Grünen hat die Sonne so ausgebleicht, dass bald gar nichts mehr zu sehen sein wird. Weder die säuberlich ausgeschnittenen Fotos der Fraktionsmitglieder noch die grünen Wegmarken – Positionen fürs Abschalten der Atomanlagen, für Klimaschutzmaßnahmen und mehr Energieeffizienz. Nach Kontaktmöglichkeiten sucht man vergeblich. Die gibt es aber auf der Internetseite www.gruene-glinde.de . Hier findet man auch das Wahlprogramm mit grünen Ideen für Glinde.

Aktuelle kommunalpolitische Themen scheinen an der Internetseite jedoch vorbeizugehen. Man erfährt, dass sich der Verein Nicos Farm für die Stabsgebäude interessiert. Dass von dem Verein schon seit Monaten keine Rede mehr ist und die Gebäude Ende des Monats abgerissen werden, erfährt der Nutzer nicht. Wohl aber in der linken Menüleiste, wie er "Online werben" und "Mitglied werden" kann.

Das Wahlprogramm gibt’s erst auf den zweiten Klick

Auf der Seite der CDU ( www.cdu-glinde.de ) fasst Ortsvorsitzender Dr. Rainer Neumann unter "Aktuelles" die Jahreshauptversammlung vom 12. Mai zusammen und betont: "Wir müssen viel deutlicher machen, wofür wir stehen und was unsere Ziele sind." Ein Anfang wäre vielleicht, das Wahlprogramm nicht erst auf den zweiten Klick unter "Download" zu platzieren. Ansonsten ist die Seite recht übersichtlich. Ebenso wie die Informationen an der Wand des Bürgerhauses: Neben den Urlaubsbildern von der Atlantikküste sind die Fraktionsmitglieder samt Kontaktdaten aufgeführt, das Jahresprogramm der Seniorenunion und ein Gruppenfoto, auf dem Parteimitglied Lukas Kilian halb verdeckt ist.

Das Bild ist ein Meisterfoto im Vergleich zu denen, die nebenan im Kasten der SPD hängen: Eines zeigt die beiden Vorsitzenden Frank Lauterbach und Oliver Sendzik vor einer Zeichnung von Kurt Schumacher, SPD-Parteivorsitzender von 1946 bis 1952. Scharf zu sehen sind weder die Herren im Vordergrund noch der Politiker im Hintergrund. Auch das gewinnende Lachen von Marietta Exner auf dem anderen Foto ist nur schlecht zu erkennen.

Die Internetseite der SPD: www.spd-net-sh.de/stormarn/glinde ist fast nostalgisch. Von einer sehr schlechten Landtagswahl ist im "Rückblick 2009" die Rede. Und der Nutzer erfährt, wie die Sieger des Skatturniers von vor zwei Jahren aussahen. Wer sich über das Wahlprogramm informieren möchte, liest einen Klick später: "Hier stellen wir in Kürze unser Wahlprogramm 2008 bis 2013 ein." – zwei Jahre nach der letzten Landtagswahl. Aber: Die SPD-Mitglieder freuen sich über Rückmeldungen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge.

Auf der Seite der FDP ( www.fdp-glinde.de ) sind auf gelbem Hintergrund die harten Fakten zu lesen: vom vereinfachten Steuersystem bis zur gerechten Verteilung sozialer Kosten. Allerdings ist nichts dabei, was sich direkt auf Glinde bezieht. Verwirrend: Vorstand, Geschichte und Parteiziele findet man erst unter dem Button "Aktuelles". Und wer hofft, unter "Treffen" Ort und Datum zu erfahren, liest einen Aufruf, warum mehr Menschen politisch aktiv werden müssen. Aber wann sie sich treffen, bleibt ein Geheimnis. Einziges Glinde-Thema: der Lärm vom Recyclinghof, der mit Hilfe zahlreicher Schreibfehler beschrieben wird.

Keine Themenschwerpunkte für Glinde

Dabei sollte die deutsche Rechtschreibung das Mindeste sein, um interessierte Nutzer zu überzeugen. Alle Parteien suchen Nachwuchs. Denn wer darüber nachdenkt, sich politisch zu engagieren, informiert sich auch online. Mit ihrem Werbeauftritt allein dürften die Parteien allerdings nur wenige Nutzer überzeugen können. Was sie aktuell wollen und welche Themenschwerpunkte sie für Glinde setzen, ist auf keiner der Webseiten zu erfahren.