Gebäude gehören zu 16 als das Ortsbild prägend eingestuften Ensembles.

Es scheint, als sei das Bezirksamt im Denkmalschutz-Fieber: Gleich 16 Gebäudezeilen, sogenannte Ensembles, entlang von Straßen in Lohbrügge und Alt-Bergedorf werden bis Jahresende unter Denkmalschutz gestellt. Betroffen sind etwa 100 Gebäude.

"Damit stellen wir im Vergleich zu den anderen sechs Bezirken Hamburgs aber immer noch die wenigsten Häuser neu unter Schutz", sagt Axel Schneede, Chef des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung. "Der Bezirk Nord muss gleich 200 Ensembles abarbeiten, jedes besteht aus wenigstens drei Gebäuden."

Dass in der Hansestadt der Denkmalschutz ausgebrochen ist, liegt am Denkmalschutzamt. Es hat die für die formelle Unterschutzstellung zuständigen Bezirke beauftragt, alle von den Denkmalschützern "erkannten Denkmalgruppen" per Rechtsverordnung unter Schutz zu erklären.

Bei den Ensembles handelt es sich um Gebäude, die nach 1870 erbaut wurden, städtebauliche Bedeutung haben und vorrangig Wohnhäuser sind. "Mit dem Sammelverfahren werden alle Bergedorfer Ensembles abgearbeitet", sagt Schneede. "Neben ihnen gibt es allerdings noch viele 'erkannte Einzeldenkmäler'. Ihre Unterschutzstellung folgt später."

1. Alte Holstenstraße 29-35

Die Gruppe aus vier Wohn- und Geschäftshäusern im Ortskern der ehemaligen Gemeinde Sande (heute u. a. Betten Gebers) wurde um 1900 errichtet. Sie gelten als Zeugnisse des erheblichen Bevölkerungswachstums im Zuge der Industrialisierung, hier vor allem durch das benachbarte Eisenwerk (heutige Gelände des Bille-Bogens).

2. Alte Holstenstraße 43-53

Hier setzt sich die Bebauung der obigen Häusergruppe fort. Typisch für beide Ensembles ist die Kombination des älteren und einfacheren zweigeschossigen Haustyps mit jüngeren, mindestens dreigeschossigen Etagenhäusern. Die Fassaden der Gebäude an der Eisenbahn sind als Übergang nach Bergedorf aufwendiger gestaltet.

3. Alte Holstenstraße 57-63

Das prägende Gebäude dieses Ensembles ist das mächtige Wohn- und Geschäftshaus von 1905 an der Ecke zum Reetwerder. Die gesamte Gebäudegruppe, entstanden 1876 bis 1921 und sämtlich errichtet von namhaften Hamburger Architekten, zeigt die ganze Formenvielfalt vom Historismus bis zur Reformarchitektur.

4. Vierlandenstraße/Bergedorfer Straße

Das Ensemble im Einzugsbereich der Kreuzung, entstanden in den 1920er- und 1930-Jahren, verdeutlicht die städtebaulichen Planungen jener Zeit. Es ging um die Entlastung des Bergedorfer und Lohbrügger Ortskerns durch den Bau der beiden Durchbruchstraßen (Vierlandenstraße und Bergedorfer Straße). Im Verständnis jener Zeit war dies eine eindrucksvolle Maßnahme, was die Architektur an der Kreuzung verdeutlichen sollte.

5. August-Bebel-Straße/Gojenbergsweg/Ida-Boy-Ed-Str.

Das Ensemble zwischen Ida-Boy-Ed-Straße und Hoffmann-von-Fallersleben-Straße ist ein Beispiel genossenschaftlichen Wohnungsbaus der 1920er-Jahre. Auf dem Gojenberg ließ die Gemeinnützige Baugenossenschaft Bergedorf (Vorläufer der Genossenschaft Bergedorf-Bille) hier zunächst Doppel- und später auch Mehrfamilienhäuser errichten.

6. August-Bebel-Straße/Gojenbergsweg/Heysestraße

Zwischen 1926 und 1929 ist diese Mehrfamilienhaus-Siedlung vom Bergedorfer Bauamt unter der Leitung von Stadtbaumeister Wilhelm Krüger realisiert worden. Sie zeigt den Versuch, die Gartenstadtbewegung der 20er-Jahre architektonisch dem nahen Villengebiet anzupassen.

7. Reetwerder 5-21 u 2-12/Ernst-Mantius-Straße 1-9

Die Straßenzüge Reetwerder und Ernst-Mantius-Straße wurden um 1900 als direkte Verbindung vom Bahnhof zum Villengebiet angelegt. Das Ensemble dokumentiert Bergedorfs städtebauliche Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg. Mit Wohnungen von drei bis fünf Zimmern wandten sich die Jugendstil-Häuser an ein gemischtes, kleinbürgerliches bis bürgerliches Publikum.

8. Holtenklinker Straße/Unterm Heilbrunnen

Die Straße Unterm Heilbrunnen wurde 1887 angelegt, um das schmale Areal zwischen Geesthang und Brookwetterung für Arbeiterwohnungen zu erschließen. Das Ensemble aus kleinen, sparsam gegliederten Häusern stammt aus den Jahren um 1890.

9. Klosterhagen

Handwerker- und Mietwohnhäuser aus der Zeit um 1900 bestimmen die östliche Seite des Straßenzugs Klosterhagen, der bereits um 1820 angelegt wurde. Die Gebäude zeigen die typischen Wohnverhältnisse der kleinbürgerlichen Schichten an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.

10. Lohbrügger Landstraße 1-5/Sander Damm 43

Dieses Ensemble markiert den historischen Auftakt der städtebaulichen Entwicklung Sandes (1929 in Lohbrügge aufgegangen) an der 1837 angelegten Chaussee nach Hamburg. Das älteste Haus, heute Sander Damm 43, baute 1888 der Schlachter Krogmann.

11. Lohbrügger Weg 3-9

Der Lohbrügger Weg war die Verbindung zwischen den Ortskernen des ehemaligen Lohbrügge (am südlichen Binnenfeldredder) und Sande (Alte Holstenstraße). Die heutigen Gebäude entstanden um 1900 als betont städtische Mietshäuser in ländlicher Umgebung.

12. Soltaustraße 17-35

Die Mietwohnhäuser wurden um 1900 gebaut. Sie entstanden in einer Phase starken Bevölkerungswachstums durch die Industrialisierung.

13. Soltaustraße 8-20

An der Südseite der Soltaustraße stehen Mietwohnungen, die offenbar schon für gehobene Ansprüche gebaut worden waren. Ihre komfortablen Drei-Zimmer-Wohnungen verfügten im Gegensatz zu den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Anfang an über Bäder und Toiletten sowie Balkone.

14. Töpferhof 3-11

1906 bis 1908 errichtet, gelten die Gebäude dieses Straßenzugs als typische Bauten in Bergedorfer Erweiterungsgebieten ihrer Zeit. Bewohnt wurden sie seinerzeit von der "Arbeiteraristokratie", also Facharbeitern, kleinen Angestellten und ihren Familien.

15. Wentorfer Straße 25-33

Zwischen 1880 und 1900 entstanden, ist dieses Ensemble Zeugnis der städtebaulichen Ausbreitung Bergedorfs entlang der Verkehrsachsen.

16. Holtenklinkerstr. 111-113

Diese Siedlungsbauten wurden von Bergedorfs Stadtbaumeister Wilhelm Krüger um 1920 errichtet. Sie zeigen den hohen Anspruch des eigenständigen, von Alt-Hamburg unabhängigen Bergedorfer Siedlungsbaus.