Bergedorf. Mit Sylia 2 kann er tanzen. Der Wiegeschritt klappt zwar noch nicht, aber vor, zurück und einmal drehen funktioniert schon ganz gut. Das geht mit Hans-Peter nicht. Da reicht es nur für eine halbe Drehung und dann immer vor, vor, vor.

Wahlpflicht-Kursus "Robot-Building Lab" lehrt Maschinen bauen und programmieren.

Hans-Peter und Sylia 2 - so haben Schüler des Luisen-Gymnasiums Computerprogramme genannt, die sie selbst geschrieben haben. Die Software sagt einem kleinen Lego-Roboter, der sich auf Rädern fortbewegt, was er tun soll. Entsprechend fährt der Kamerad zum Beispiel los. Sobald er auf einen Gegenstand trifft, rollt er zurück und macht eine 180-Grad-Drehung (Hans-Peter) oder eine 360-Grad-Drehung (Sylia 2).

Im Wahlpflicht-Kursus "Robot-Building Lab" lernen Neuntklässler des Luisen-Gymnasiums am Reinbeker Weg wie Roboter konstruiert und programmiert werden. Das Projekt läuft in Kooperation mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Lohbrügge. "Ohne die Unterstützung der Professoren und Studenten wären wir bisher nicht weit gekommen", sagt Dr. Werner Baum. Der Physik-Lehrer betreut das Angebot an der Luisen-Schule seit zweieinhalb Jahren. Am Anfang habe es "Frustphasen" gegeben erzählt der 49-Jährige offen. Gerade aufgrund vieler technischer Probleme. Deshalb sei die Unterstützung von wissenschaftlicher Seite sehr wichtig. Gefördert wird der ambitionierte Unterricht von der Müller-Reitz-Stifung mit 70 000 Euro.

Mit der naturwissenschaftlichen Lehre der anderen Art möchte die Schule neugierig machen auf informatisches Denken, aber auch auf die Tätigkeiten eines Ingenieurs. Deshalb dürfen die Jugendlichen alles selbermachen. Sie lernen die Programmiersprachen C# und Not quite C (NQC), schreiben Software, mit der sie zunächst einen virtuellen Roboter am Bildschirm bewegen. Die 3-D-Simulation erinnert an ein Computerspiel. Danach folgt der haptische Teil. Mit Hilfe von Lego-Bausätzen der Serie "Mindstorms" werden Roboter gebaut und gemäß der Programme bewegt.

Dabei gab es einige Überraschungen. "Zum Beispiel stellte sich heraus, dass die wenigen Mädchen im Kursus beim Programmieren teilweise pfiffiger sind als die Jungs", sagt Schulleiterin Dr. Mechthild Uhle. Die Jungs hingegen seien fixer und kreativer beim Bau der Roboter.

"Ich habe Lego vorher höchstens verschenkt", gibt Sarah Wulff (17) zu. Sie war eine der Ersten, die sich an das Roboter-Experiment wagte. "Mir hat vor allem das selbstständige Denken gefallen. Es durfte auch mal vier Stunden lang in die falsche Richtung laufen, wenn man dann eigenständig auf eine Lösung gekommen ist. Das ist mal etwas anderes als Frontalunterricht."

Diese Meinung hat sich herumgesprochen. Meldeten sich im ersten Jahr nur 16 Schüler mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt an, sind es heute 40. An der Hochschule werden mittlerweile Bachelor- und Doktorarbeiten über die ungewöhnlichen Unterrichtseinheiten geschrieben. Deshalb ist eine Ausweitung des Angebots auf Unter- und Oberstufe geplant. Baum: "Die Jüngeren werden wir spielerischer unterrichten, aber die Älteren sollen auch mal einen Lötkolben in die Hand bekommen."