Oststeinbek. “Das war der erste Akt, der zweite folgt sogleich“, sagt Karl Becker. Der Geschäftsführer der Klöpfer Gruppe, dem größten Holzhändler mit 26 Standorten und 580 Mitarbeitern in Deutschland, führt die Gäste des Holzforums zu einer Theaterbühne.

Die steht inmitten einer Werkshalle im Industriegebiet von Oststeinbek, Meesen 10. Auf der Bühne ist ein "Zauberwald" aus 32 heimischen und exotischen Holzarten aus aller Welt - von der deutschen Eiche über die afrikanische Sipo bis hin zum asiatischen Merbau - installiert. Die meterlangen Hölzer sind in ein warmes, weiches Licht getaucht, Uhurufe und Vogelgezwitscher sind im Hintergrund zu hören - ein Fest für alle Sinne. Und genau darum geht es beim neu entstandenen Holzforum. Hier sollen Kunden übers Sehen, Tasten, Riechen, Hören zum Kaufen animiert werden.

"Das Holzforum ist eine Art Einkaufszentrum", informiert Karl Becker. Laufkundschaft sei allerdings nicht erwünscht. In die rund 3300 Quadratmeter große Halle kommt nur herein, wer einen Schlüssel besitzt. Und die werden nur an ausgewählte Handwerker vergeben. Über eine monatliche Gebühr von 100 Euro erhalten die Firmen damit die Gelegenheit, sich exklusiv zu vermarkten und ihren Kunden eine große Bandbreite an hochwertigen Holzprodukten zu präsentieren. Auf elf Ebenen sind unter anderem Fenstern, Türen, Banderolen für die Terrasse oder den Garten und Fußböden aus Holz und Kork ausgestellt. Auch ein komplettes Haus aus dem nachwachsenden Rohstoff ist hier aufgebaut.

Die Idee für dieses hochwertige Verkaufskonzept stammt von Karl Becker selbst. "Holz gilt oft noch als altfränkisch. Das hat kaum noch etwas mit der Wirklichkeit zu tun, denn die Entwicklung in der Holzveredelung hat enorme Fortschritte gemacht." Der Geschäftsführer zeigt auf die mit Blattgold bedruckten Holzplatten für den Fußboden.

"Die Nachfrage ist groß", sagt der Niederlassungsleiter für das Hamburger Holzforum, Norbert von Holten. "Mehr als 100 Schlüssel haben wir bereits vergeben, und von den 32 Studios, die Firmen anmieten können, ist nur noch eins zu haben." Die Unternehmen, die sich hier vermarkten, kommen aus Norddeutschland - von Hannover bis Flensburg.

"Wenn wir könnten, hätten auch wir hier ein Büro eingerichtet", sagt Jan Cousin. Der Architekt aus Hamburg Blankenese ist auf alte und neue Holzhäuser spezialisiert. Da er aber keinen handwerklichen Betrieb hat, gehört er nicht zum ausgewählten Kreis. Johann Ehler hingegen schon. Dennoch ist sich der Tischlermeister aus Helvigside nicht sicher, ob sich die Investition lohnt. "Viele Kunden zucken doch schon zurück, wenn sie ein wenig mehr für Holzfenster ausgeben sollen." Das bestätigt auch Heinz Blumenstein vom Bundesverband Pro Holzfenster: "Nur 15 Prozent aller Kunden ziehen Holzfenster solchen aus Kunststoff vor."

Diesem Trend will Karl Becker mit dem Holzforum entgegen wirken. Rund zwei Millionen Euro hat die Klöpfer Gruppe mit einem Jahresumsatz von 275 Millionen Euro investiert.

Neben dem Oststeinbeker gibt es ein zweites dieser Art in München. Weil das Konzept so erfolgreich ist - es hat bereits internationale Designpreise gewonnen - sollen fünf weitere Holzforen folgen.