Glinde. Der SPD-Ortsverein hat ein neues Vorstandsgespann: Frank Lauterbach (48) und Oliver Sendzik (38) sind die Nachfolger der Vorsitzenden Marietta Exner (75) und ihres Stellvertreters Heiko Reimer. Exner - sozialdemokratisches Urgestein der Stadt - gab jetzt nach einem Jahr ihr Amt vorzeitig ab.

"Das vergangene Jahr lief leider nicht so, wie gedacht", bedauerte sie. "Ich kann die Vorstandsarbeit so nicht mehr machen." Da sie nur mit einem kleinen Kreis zusammenarbeite, mit dem sie nicht immer einig gewesen sei. "Denn als Vorsitzende ist es meine Aufgabe, die Meinung der Vorstandsmitglieder nach außen zu vertreten", erläuterte sie. Das habe in jüngster Zeit nicht immer funktioniert. Mit konkreten Beispielen hielt sie sich jedoch bedeckt.

Beisitzer Norbert Schicketanz würdigte trotz der "aktuellen Streitigkeiten", wie er sagte, die Verdienste seiner Parteigenossen: Exner überreichte er eine sehr persönliche, gebundene Chronik der Glinder SPD. Exner wurde bereits 1946 Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschland (die Falken), trat 1982 dem Glinder SPD-Ortsverein bei und arbeitete seit 1984 im Vorstand. Gerührt nahm sie das Buch entgegen.

Dem neuen Chef und bisherigen Beisitzer, Frank Lauterbach, gaben von 22 erschienenen Mitgliedern 14 ihre Stimme, drei enthielten sich, drei stimmten gegen ihn und zwei Voten waren ungültig. Innerhalb der Partei stehe er "pragmatisch links", sagt der 48-Jährige von sich: "Wer mich kennt, weiß, dass ich streitbar bin." Außerdem erhofft der Angestellte einer Steuerberatungspraxis sich mehr Einmischung von Seiten des Ortsvereins in die Fraktionsarbeit. "Die Leute dürfen gern mehr meckern", stellt er fest. Seiner Meinung nach habe die SPD mehr zu bieten als Kinderfest und Laternenumzug. Er ist erst seit dieser Legislaturperiode als Stadtvertreter und Mitglied der Kreistagsfraktion wieder in die Politik eingestiegen. "Wir sollten guten Mutes sein, auch wenn uns der Wind zurzeit hart entgegen bläst", motivierte er die Genossen. Schicketanz bestätigte ihm, dass er nicht nur streiten, sondern auch ausgleichen könne.

Zur Seite steht ihm Oliver Sendzik. Der Justizvollzugsbeamte und Vater zweier Kinder ist erst seit einem Jahr Mitglied der SPD. Er nennt Marietta Exner und Heiko Reimer als seine Vorbilder, ordnet sich eher in der Parteimitte ein: "Ich bin sehr für Soziales, es muss aber alles bezahlbar sein", sagt der 38-Jährige. Er wurde einstimmig zum Stellvertreter Lauterbachs gewählt.

Außerdem wurde Heinrich Thomsen in seinem Amt als Schatzmeister bestätigt sowie Exner und Peter Michael Geierhaas zu Beisitzern gewählt. Exner will sich auch künftig um den Diskussionstreff 60plus kümmern.