Um fit zu bleiben, fahren einige Senioren Rad, andere gehen wandern. Die 83-jährige Traute Stawitzki spielt Schattentheater.

"Das Schönste ist die Stille", sagt Traute Stawitzki. Wenn die Glinderin ihre Bühne aufbaut, das Licht ausgeht, sich der Vorhang hebt und das Spiel beginnt, werden laute Kinder leise und gestresste Eltern ruhig. Die Glinderin spielt Schattentheater. "Angefangen hat alles mit einer Aufführung im Jugenddorf Barsbüttel im Jahr 1947", erinnert sich die heute 83-Jährige. Davon war sie so begeistert, dass sie sich gleich rangesetzt und ihr erstes eigenes Schattenspiel entworfen hat. "Der Igel und der Apfel" hieß es. Ein eher schlichtes Stück mit wenigen Figuren. Mittlerweile sind 20 weitere Schattenspiele mit jeweils 40 Figuren dazugekommen. Die hat Traute Stawitzki alle selbst in stundenlanger Heimarbeit gebastelt. Die Geschichten dafür findet sie in Märchenbüchern aus aller Welt - kasachische, deutsche und chinesische sind darunter.

Auch ein Selbstgeschriebenes ist dabei. Das hat sie zur Silberhochzeit ihres Bruders aufgeführt. Es handelt von der Liebesgeschichte des Brautpaares.

Damit aus einer Geschichte ein Schattenspiel wird, ist es wichtig, so Stawitzki, dass die Stücke nicht allzu lang sind, die Märchenfiguren viel tun und wenig sprechen und es eine Pointe gibt, aus der Kinder noch etwas lernen können. "Hinterher strömen die Kinder nach vorn und stellen Tausend Fragen: Wie der Teppich so schön fliegen konnte, warum die Prinzessin stirbt, wo die Flötenmusik herkam?" Und genau das ist das Ziel der pensionierten Sozialpädagogin: die Fantasie ihrer Zuschauer anzuregen. Dafür braucht sie nicht mehr als ihre zusammenklappbare Bühne und ihre Karton-Figuren.

"Bei mir flimmert nichts außer einer kleinen Tischlampe", sagt Traute Stawitzki. So eine einfache Bühne wie ihre "Lütt Kist" gebe es kaum noch. Das sehe sie immer auf dem Internationalen Schattenspielfestival in Schwäbisch Gmünd. Wenn andere mit einer Riesenbühne per Lastwagen anreisen, steht die Glinderin mit nur einem kleinen Koffer da. Die Zuschauer stört es nicht, im Gegenteil, mit "offenem Mund und großen Augen sitzen die Besucher nach der Vorstellung da und sind ganz still." Traute Stawitzki zieht mit ihrem Schattentheater nicht nur Kinder in ihren Bann, auch Erwachsene sind von der beruhigenden Langsamkeit des Spiels begeistert. So sehr, dass die Seniorin bereits gebeten wurde, Kurse zum Basteln eines Schattenspiels zu geben. Und für sie selbst ist es die beste Therapie: "Solange ich etwas im Kopf und in den Fingern habe, fühle ich mich fit."