Glinde. “Die Fenster müsste man unbedingt größer gestalten“, sagt Paul Herklotz (29). Er ist einer von 16 Teilnehmern der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Lohbrügge, die am Wettbewerb der Firmen Dein Haus GmbH Hamburg und Ed. Züblin AG teilnehmen.

Die Aufgabe: Für das im Bau befindliche Muster-Doppelhaus "Avantgarde" im Glinder Baugebiet Olande soll ein Energiekonzept erstellt werden, das die Öko-Standards anderer Neubauten mit KfW-40-Standard noch deutlich übertrifft. Sechs Zweier- oder Dreier-Teams sowie zwei Einzelkandidaten wetteifern um zwei 1500-Euro-Preise in den beiden Themenfeldern "Energiekonzept" und "Energiekomfort". Gestern mittag war die erste Besichtigung des Rohbaus für die angehenden Ingenieure.

Dirk Schäfer von der Züblin AG und Frank Oehlke von Dein Haus priesen den HAW-Kandidaten und ihrer Professorin Kerstin Kuchta schon einmal Teile der vorhandenen Öko-Ausrüstung an. "Hier im Dachbereich haben wir Dampfbremsen mit variabler Durchlässigkeit eingezogen", zeigte Schäfer seinen Besuchern. Dabei handelt es sich um perforierte Spezialfolie unter den Balken, die stets die optimale Feuchtigkeit im Dach gewährleistet.

"In welcher Richtung liegt eigentlich Süden?" fragt Studentin Lisa Klinke. Diese Frage ist entscheidend für die Ausrichtung der Solaranlage auf dem Dach und die Platzierung möglichst großer Fenster. Denn an der Südseite fängt das Haus am meisten Wärme ein. "Einige der Teilnehmer meinten schon bei der Ansicht der Pläne, dass das Gebäude viel zu wenig Glas und innen zu viele Wände hat", schildert Kerstin Kuchta. "Eine komplette Glasfront wäre natürlich ein echter Wärme-Magnet.

Lars Zieren (32) und Patrick Kohl (29) haben eine ganz andere Optimierungs-Idee: "Für das Doppelhaus sind zwei getrennte Erdwärmepumpen-Heizsysteme vorgesehen. Aber jede dieser Anlagen würde für beide Wohneinheiten völlig ausreichen. Da macht eine gemeinsame Heizung doch viel mehr Sinn." Dirk Schäfer weist auf rechtliche Probleme hin, die mit so einer Lösung verbunden wären: "In diesem Fall müsse ein Heizkeller eingebaut werden, zu dem beide Parteien Zugang haben. Da könnte es leicht zu nachbarschaftlichen Reibereien kommen." Lars Zieren und Patrick Kohl wollen nun der Frage nachgehen, ob vielleicht ein zentrales Wärmepumpenheizwerk für mehrere Häuser eine Lösung wäre. "Die Isolationen sind ja heute so gut, dass man auch Erdwärme ein Stück weit transportieren kann", sagt Zieren.

Sebastian Hirschmann (26) hat einen ähnlichen Kritikpunkt: "Die Solaranlage auf dem Dach ist nur für eine Doppelhaushälfte ausgelegt. Die andere Wohneinheit soll mit Wärmerückgewinnung aus der Abluft des Öko-Hauses versorgt werden. Ich bin dafür, beide Systeme zu kombinieren."

Bis zum 15. Juli haben die jungen Wissenschaftler Zeit für ihre Arbeiten. Dann entscheidet die Jury.