Glinde. Für viele Unternehmen wird die anhaltende Wirtschaftskrise mittlerweile zu einer Belastungsprobe. Umsätze und Gewinne brechen ein, die Zukunft steht in Frage. Ganz anders sieht es bei der Gies Kerzen GmbH in Glinde aus.

Dort laufen die Maschinen auf Hochtouren und die Mitarbeiter können nicht über zu wenig Arbeit klagen.

"Unserer Branche geht es immer etwas besser, wenn die Zeiten schlecht sind", sagt Torsten Wichert, seit gut einem Monat zweiter Geschäftsführer des Unternehmens. Das hätte eine Analyse der vergangenen Rezessionen ergeben. "Die Menschen richten sich in schlechten Zeiten einfach zu Hause ein", weiß Wichert. Nicht nur die Kerzenbranche, auch Möbelproduzenten würden beispielsweise davon profitieren. Allerdings ist die Krise nicht alleiniger Grund dafür, dass Gies Kerzen nach schweren Jahren wieder schwarze Zahlen schreibt. So hat die Europäische Kommission gerade Anti-Dumping-Zölle gegen chinesische Kerzenanbieter verhängt, die den Weltmarkt mit Billigware überschwemmten. "Gies war einer der Initiatoren dieser Zölle", sagt Wichert.

Das Traditionsunternehmen, das bereits 1899 in der damaligen Kerzenhauptstadt Fulda gegründet wurde, hat bewegte Zeiten hinter sich. Bis 2006 war die Firma sieben Jahre in amerikanischer Hand. "Die haben nicht gut gewirtschaftet", lautet das nüchterne Resümee von Wichert. Mit dem Verkauf der Firmengruppe, zu der auch Gies gehört (siehe Kasten), kam der heute 47-Jährige als kaufmännischer Leiter ins Unternehmen. Seine Aufgabe war es von Anfang an, die Firma wieder auf gesunde Beine zu stellen. Entlassungen waren dabei nicht zu vermeiden. "Heute haben wir in Glinde einen Mitarbeiterstamm von 130 und kaum Fluktuation. Wir haben die Wende geschafft, sind seit 2008 wieder in der Gewinnzone", so der Geschäftsführer.

Um auch in Zukunft profitabel zu wachsen, sollen neue Kundengruppen mit neuen Sortimenten erschlossen werden. Ein Thema sind dabei Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen. Wichert: "Wir werden verstärkt Stearin aus pflanzlichen Fetten einsetzen. Mit hochpreisigen Produkten wollen wir auch mehr Präsenz unter unseren eigenen Markennamen zeigen."