Glinde. Soviel Einigkeit herrschte schon lange nicht mehr in der Glinder Politik: Gestern präsentierten die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD gemeinsam ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 27. September. Wenn es nach den beiden großen Parteien geht, soll der 38-jährige Verwaltungsfachmann Rainhard Zug im kommenden Jahr die Nachfolge von Uwe Rehders antreten.

Christ- wie Sozialdemokraten hatten sich in den vergangenen Monaten intensiv um Kandidaten für das Bürgermeisteramt bemüht. Dabei war von vornherein abgesprochen, die jeweils andere Partei zu unterrichten, wenn ein geeigneter parteiloser Kandidat gefunden ist. "Wir hatten gedacht, dass es nicht mehr allzu attraktiv ist, Bürgermeister zu werden. Die Zahl der Bewerber hat das aber widerlegt", sagt Dr. Ralf Reck, CDU-Fraktionsvorsitzender. Zwei Kandidaten kamen schließlich in die engere Wahl - einer mit CDU-Parteibuch, einer ohne. "Die Verwaltung muss politikfrei bleiben, dieses Argument hat dann den Ausschlag gegeben", so Reck.

Die SPD-Fraktion hat sich Rainhard Zug ebenfalls genau angeschaut - und Unterstützung zugesagt. "Das wurde ohne Gegenstimme beschlossen", betont Fraktionschef Hans-Dieter Kröger. Man habe ebenfalls mehrere Bewerber gehabt, aber: "Herr Zug hat uns voll und ganz überzeugt."

"Ich möchte meine Neutralität einsetzen, um Glinde voranzubringen", lautet das Credo von Rainhard Zug. Schon länger habe er die Absicht gehabt, Bürgermeister zu werden. "Ich will gestalten dürfen. Das funktioniert nur, wenn man aus dem starren Korsett eines Beamten ausbricht", so Zug. Das fachliche Rüstzeug dafür bringt er mit. Seit vier Jahren ist der 38-Jährige Leiter des Rechnungsprüfungsamtes in Norderstedt, zuvor war er kaufmännischer Leiter der dortigen Volkshochschule - sie ist die zweitgrößte im Bundesland

Mit dem Südkreis Stormarn verbindet den Bürgermeisterkandidaten viel. Geboren in Reinbek, wuchs Zug die ersten vier Jahre seines Lebens in Oststeinbek auf. Tanten und Onkel wohnen bis heute in Glinde und Willinghusen. Mit Reinbeks Bürgervorsteher Lothar R. Zug ist er allerdings nicht verwandt. "Mich fasziniert die Metropolregion Hamburg, in der ich ja auch jetzt tätig bin. Da ist noch wirtschaftliches Potenzial vorhanden", sagt Zug.

Ob er auch die Unterstützung der Glinder Grünen bekommen wird, ist noch offen. "Wir haben um ein Gespräch gebeten", sagt Grünen-Fraktionschef Wolf Tank. "Ich bin gespannt, wie ein Kandidat aussieht, der gleichzeitig einen Herrn Reck überzeugt, der strikt gegen ein autonomes Jugendzentrum ist, und einen Herrn Kröger, der dafür ist."