Oststeinbek. An der bis Jahresende weiter laufenden Abwrackprämie für Altautos scheiden sich die Geister.

Während Hersteller und Händler bestimmter Marken sich über gute Absatzzahlen in Krisenzeiten freuen, fluchen Schrottplatzbesitzer und Exporteure von betagten Autos aus deutschen Landen über dramatische Umsatz- und Gewinneinbußen. Zu den Gewinnern der mit insgesamt fünf Milliarden Euro ausgestatteten Abwrackprämie gehört zurzeit eindeutig die Autoverwertung Kloss in Oststeinbek. Der Blick in die Zukunft fällt allerdings auch hier nicht so rosig aus.

Ein Berg von Autos muss abgearbeitet werden

Auf dem Gelände an der Kampstraße in der Oststeinbeker Feldmark stapeln sich die Fahrzeuge. Um Platz zu schaffen, wurde eine auf 11 000 Quadratmetern angelegte Motocross-Bahn eigens wieder eingeebnet. "Von Januar bis März haben wir so viele Autos bekommen wie sonst in einem ganzen Jahr", sagt Geschäftsführerin Susanne Dombrowski. Besonders schlimm sei es Ende März, kurz vor der Verlängerung des Aktionszeitraums bis Ende des Jahres, gewesen. Da wurden 25 Autos pro Tag entgegengenommen - sonst die Zahl eines ganzen Monats. "Viele befürchteten, keine Prämie mehr abzubekommen. Gott sei Dank haben wir genug Platz. Jetzt sind wir dabei, diesen Berg abzuarbeiten."

Denn alle stillgelegten Fahrzeuge müssen zunächst "trockengelegt" werden: Flüssigkeiten wie Benzin, Öl und Bremsflüssigkeit werden abgelassen und entsorgt. Dann geht es an die verwertbaren Teile. Beleuchtung, Anlasser, Lichtmaschine, Auspuffanlagen und teilweise auch die Motoren werden ausgebaut, um verkauft zu werden. Der Rest der Teile wird zum günstigen Selbstausbau freigegeben.

Durch die Abwrackprämie gehören Modelle, die sonst eher Raritäten im Angebot der Firma Kloss waren, jetzt zu den Ladenhütern. "Den Opel Corsa B, der von 1993 bis 2000 gebaut wurde, hatten wir nur ganz selten, Teile waren schnell vergriffen", sagt die Geschäftsführerin. Jetzt stehen 40 Stück auf dem Hof, Kunden haben die freie Farbauswahl. "Da bekommen wir nicht mehr alle Teile verkauft." Der Umsatz insgesamt habe sich aber deutlich erhöht, die Nachfrage nach Teilen sei ungebrochen.

Insofern gehört Susanne Dombrowski eindeutig zu den Befürwortern der verlängerten Abwrackprämie. "Bisher wurde das Geschäft von Jahr zu Jahr weniger", so die 45-Jährige. Schuld seien die Exporteure von Gebrauchtwagen gewesen. "Was sie uns vorher weggenommen haben, bekommen sie im Moment nicht mehr. Das ist halt Markt."

Nach dem Abwrackboom kommt das große Loch

Dass ihre Branche längerfristig einen Aufschwung erleben wird, glaubt sie allerdings nicht. "Im nächsten Jahr kommt das große Loch. Ende Dezember gibt's noch einmal eine Welle, dann geht es abwärts", ist sie sicher. Als Verlierer der Großzügigkeit von Vater Staat sieht Dombrowski neben den Exporteuren von Altautos auch die Schrotthändler. Denn der Metallpreis ist dramatisch eingebrochen. In erster Linie ist das der weltweiten Wirtschaftskrise geschuldet. Aber durch die Prämie hat sich das Überangebot noch ausgeweitet. Die Autoverwertung Kloss spürt die Krise auf dem Metallmarkt zwar auch: Um Platz zu schaffen, müssen immer mal wieder ein paar Autos in die Presse und dann abgefahren werden. "Für uns ist das aber Gott sei Dank nicht das Hauptgeschäft. Und wir haben Zeit."