Glinde. Es ist elf Uhr, als sich auf dem Markt mit einem Surren und Knarren die riesige Klappe eines Trucks öffnet. Minuten später wächst eine 22 Quadratmeter große Leinwand in den Himmel. Jetzt heißt es Bühne frei für “Hamburg 1 live on Tour“.

Das Hamburger Lokalfernsehen ist in Glinde zu Gast, wird am frühen Abend drei Stunden lang aus der Stadt senden. Doch bis dahin hat das Team noch viel zu tun.

Zahlreiche Hände packen mit an, laden Scheinwerfer und Lautsprecher aus, bauen sie vor und auf der Bühne auf. Dann die Alarmmeldung von Tontechniker Waim Rezaei-Amin: Es gibt nicht genügend Strom für die mit 210 000 LEDs bestückte Leinwand. "Wir brauchen einen 63 Ampere-Anschluss", erklärt er - ein Generatorwagen muss her. Es wird hektisch telefoniert. Anderthalb Stunden später biegt dann der Lkw mit dem Generator auf den Markt ein - die Stromversorgung ist gesichert.

Es ist mittlerweile 13 Uhr. Licht, Lautsprecher und Mikrofone sind aufgebaut, Hunderte Meter Kabel verlegt und angeschlossen, bis zum Soundcheck ist noch Zeit. Die wird für kleine Schönheitstemperaturen genutzt. So schnappt sich Techniker Nils Lindner einen Pinsel und bessert den roten Stehtisch aus, an dem später Herbert Schalthoff, Politikchef von Hamburg 1, seine Talkgäste begrüßen wird. "In so einem kleinen Team ist jeder Mädchen für alles", sagt er schmunzelnd.

Gegen 15 Uhr nimmt die Konzentration zu: Der Soundcheck steht an. "Wir wollen für die Zuschauer auf dem Marktplatz, für die Talkgäste und auch im Fernsehen einen guten Ton hinbekommen. Das braucht Zeit und Fingerspitzengefühl, denn jeder Standort ist anders", erklärt Tontechniker Rezaei-Amin. Während er im Übertragungswagen hinter der Bühne verschwindet, läuft sein Assistent Boris Wong vor der Leinwand auf und ab, zählt immer wieder von 1 bis 20. Ist der Soundcheck immer so dröge? "Nein, manchmal wird auch ein bisschen gerappt", sagt Wong. Heute bleibt es aber beim Zählen.

Eine Stunde später treffen Kameramänner, Redakteure und die Moderatoren ein. Heute wird Chefredakteur Michael Schmidt die Sendung moderieren. Politikchef Herbert Schalthoff ist für die Talkrunden zuständig, bei denen es um aktuelle Glinder Themen wie die Depotbebauung gehen wird. Mit dabei sind auch Wettermann Frank Böttcher und Hausmeister Rudi. "Der wird das Publikum mit einbeziehen und einige seiner Geschichten zum Besten geben", so Kathleen Schacht. Die 24-Jährige organisiert die vierwöchige Hamburg 1-Tour, ist für jeden vor Ort Ansprechpartnerin. "Das ist etwas völlig neues, jeden Tag an einem anderen Standort aufzubauen und live auf Sendung zu gehen." Aber jetzt, zum Bergfest der Tour, sei das fast 30 Leute starke Team bestens eingespielt.

Für die Moderatoren geht es nun zu Teresa König in die Maske. Was auf dem Fernsehschirm im besten Fall völlig natürlich aussieht, wirkt in Natura sehr künstlich: Im gleißenden Scheinwerferlicht müssen die Gesichter stark geschminkt sein, um nicht blass und ausdruckslos zu wirken.

16.30 Uhr, Produktionsleiter Alexander Kiehn, Tontechniker Waim Rezaei-Amin und Techniker Erich Mühlberg haben ihre Plätze im Übertragungswagen eingenommen. Von hier aus werden sie die Sendung "fahren". Von hier gehen per Satellitenschüssel auch Bild und Ton nach Hamburg, von hier werden vorgefertigte Beiträge eingespielt.

Jetzt ist es nur noch eine Viertelstunde bis Sendebeginn. Die Moderatoren gehen ein letztes mal ihre Stichwort-Kärtchen durch. Anschließend erklimmen sie die Bühne und begrüßen das Publikum. Der Programmablauf wird kurz erklärt und dann erklingt auch schon die Hamburg 1-Live-Erkennungsmelodie. Zum neunten Mal steht eine Kommune in der Metropolregion für drei Stunden im Mittelpunkt des Programms von Hamburg 1.

Während sich auf der Bühne unter anderem Bürgermeister Uwe Rehders die Ehre gibt, wird im Übertragungswagen auf engstem Raum konzentriert gearbeitet. Zwischen den Talkrunden gibt es Einspieler, unter anderem um 17.07 Uhr die Nachrichten. Die sorgen etwas für Unruhe, weil sie erst in letzter Minute per Kuriertaxi aus dem Hamburg 1-Studio eintreffen.

Punkt 20 Uhr verabschieden sich die Moderatoren von den Glindern, die Sendung ist vorbei. Alles hat bestens geklappt. Heute wird schneller zusammengepackt als sonst. "Für uns geht es jetzt nach Hamburg zurück, in den Osterurlaub", verrät Kathleen Schacht den Grund. Erst Dienstag bricht die Crew nach Lüneburg auf, dem nächsten Sendeplatz.

Beim Soundcheck wird manchmal auch gerappt

Punkt 17 Uhr erklingt die Erkennungsmelodie