. Wenn Türen knallen, der Musikpegel aus dem Kinderzimmer die gesamte Hausgemeinschaft leiden lässt, die Kreativität des Nachwuchses sich besonders in der Kleidung ausdrückt und Eltern nicht mehr wissen sollen, wo sich Tochter oder Sohn gerade aufhalten, ist es soweit: Die Pubertät bricht über die Familie herein - eine für Kinder und Eltern gleichermaßen schwierige Phase. Hilfe bietet das Beratungszentrum Südstormarn mit einem kostenlosen Gruppenangebot im Gutshaus.

Ein anonymisiertes Beispiel: eine Reinbeker Patchwork-Familie mit zwei Töchtern im Alter von zwölf und 14 Jahren. Die Mutter und ihr neuer Partner kamen in die Gruppe, weil ihnen die Ältere Sorgen machte. Sie sei unzuverlässig, würde lügen und hätte keine Lust mehr auf Schule. Die Konflikte seien sogar schon zu Handgreiflichkeiten ausgeartet. Die Mutter fühlte sich hilflos, genervt und hatte Angst, noch den Kontakt zur Jüngsten zu verlieren, die sich zunehmend zurückzog. Der Vater bekam nicht viel davon mit, ihm machte vor allem der Druck von außen zu schaffen. Denn auch die Schulnoten seiner Großen ließen nach.

"Viele Eltern leiden", sagt Bea Fröhlich, Psychologin des Beratungszentrums. "Oft denken sie, sie wären die einzigen, denen es so geht." Beim Elterntraining Pubertät würden sie in der Gruppe erstmals erfahren, dass sie nicht allein sind mit dem Ausnahmezustand zu Hause. Alkohol und Drogen, Freundschaft, Sexualität, Medien, Schule und Hausaufgaben, Ordnung und der "furchtbare Umgangston zu Hause" haben sich laut Fröhlich als "Knallthemen" erwiesen.

Seit 2002 bieten die Psychologin und Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klespe gemeinsam das Training an - ein Dauerbrenner: Etwa 120 Teilnehmer haben seitdem bei ihnen Unterstützung gefunden. Das Zentrum bot in den vergangenen beiden Jahren je etwa 500 Erziehungsberatungen an. Allein in Glinde leben zurzeit 1408 Sieben- bis 15-Jährige und die Kinder kommen immer früher in die Pubertät: "Bei den Mädchen geht es manchmal schon mit neun Jahren los, bei den Jungen etwas später."

Zum Konzept des Trainings gehöre, dass sie keine Patentrezepte liefern. "Denn trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es doch sehr verschiedene Konstellationen", erläutert er. "Wir arbeiten uns eher gemeinsam an Lösungen heran, die konkret zur Familie passen. Einige Kinder brauchen mehr Grenzen, andere mehr Freiheit." Dafür bereiten Fröhlich und Klespe kleine Übungen vor und strukturieren den Erfahrungstausch. "Außerdem proben wir in kleinen Rollenspielen Veränderungen", erzählt Fröhlich. "Nach anfänglicher Scheu macht das den meisten Spaß. Überhaupt wird bei uns auch viel gelacht."

Wer bei den acht Terminen, ab 6. Mai, jeweils mittwochs von 19.30 bis 21 Uhr, dabei sein will, kann sich unter Telefon (040) 722 52 50 zum Vorgespräch anmelden. Mütter und Väter sollten bereit sein, ihre familiäre Situation in der Gruppe zu schildern.