Glinde. Seit nunmehr neun Jahren ist Claudia Riegler die städtische Gleichstellungsbeauftragte. Die 57-jährige Diplom-Pädagogin legte gerade ihren Tätigkeitsbericht 2008 vor. Der zeigt eine Vielfalt von Angeboten für Glinderinnen.

Aktionstag gegen Gewalt an Frauen; Kontakt-Meeting für Frauen, die selbstständig oder freiberuflich arbeiten wollen; Fest zum Internationalen Frauentag; Integrationskurse für Migrantinnen; Informationsveranstaltungen; eine regelmäßige Sprechstunde - die Aktivitäten der Gleichstellungsbeauftragten sind vielfältig. "Die Gleichstellung krankt an vielen Stellen", sagt Riegler. "Aber ein Schwerpunkt bei mir ist die Arbeit mit Migrantinnen." Fast neun Prozent der Bevölkerung seien Migranten, männlich oder weiblich. "Die Frauen stammen aus Kulturen, in denen sie kaum oder gar keine Rechte haben. Sie müssen ja erst einmal wissen, dass es bei uns in Deutschland eine Gleichstellung der Geschlechter gibt." Die Migrantinnen würden ihre Angebote sehr gut annehmen, so Riegler.

Grundsätzlich sieht sie es als ihre Aufgabe an, Frauen in die Lage zu versetzen, dass sie genug Geld verdienen, um davon leben zu können. "Das ist eine Grundvoraussetzung für die Gleichstellung." Hier sei besonders Berufsberatung im weitesten Sinn gefragt. So geht Riegler an Schulen, um Mädchen zu erklären, wie wichtig eine Ausbildung für sie ist und dass sie in der Wahl des Berufs aus den eingetretenen Pfaden - Krankenpflegerin, Kindergärtnerin - ausbrechen sollten. Auch der Girls Day sei eine Möglichkeit, um schon früh den Blick zu öffnen für bisher von Männern dominierte Berufsbilder. Kritik übt Riegler an der Praxis der Agentur für Arbeit, arbeitslose Frauen zur Tagesmütterausbildung zu schicken. "Ich möchte, dass Frauen, die eine Ausbildung haben, in ihren Beruf zurückkehren können, dass ihre Arbeit wertgeschätzt und gleich bezahlt wird."

Im vergangenen Jahr kamen 218 Glinderinnen zu einer persönlichen Beratung in Rieglers Büro im Rathaus. Das ist eine Zunahme gegenüber 2007 um 39. "Wenn alle Frauen wüssten, dass es mich gibt, könnte ich mich nicht retten vor Beratungen", ist sich die Gleichstellungsbeauftragte sicher. Deutlich sei der Beratungsbedarf im Bereich Existenzsicherung. "Es gibt zu wenig bezahlbaren Wohnraum in der Stadt." Gerade Alleinerziehende wären davon betroffen. "Und Frauen arbeiten häufig in Branchen, in denen Lohndumping an der Tagesordnung ist." Ratsuchende leitet Riegler an Fachberatungsstellen weiter.

Wenn Opfer häuslicher Gewalt zur Gleichstellungsbeauftragten kommen, steht für die der Schutz der Frauen im Vordergrund. "Es ist nicht meine Aufgabe, mich um die Männer zu kümmern. Dafür gibt es Fachberatungsstellen", so Riegler. "Ich bin parteilich für Frauen."