Glinde. Seit November vergangenen Jahres stand das Geschäft am Markt 16 leer. Mit der Insolvenz der Fleischerei Bänsch hatte die Stadt keinen Frischfleisch verarbeitenden Betrieb mehr. Jetzt wird die Ladentheke aber wieder auf Hochglanz gebracht, aus Bänsch wird Gödecke: Hamburgs ältestes Fleischerei-Fachgeschäft zieht nach Glinde.

Dann kann zwar nicht mehr mit dem traditionsreichen Titel der 1892 gründeten Fleischerei geworben werden, aber in Hamburg-Lohbrügge sah Eigentümer Jens Haaker keine Zukunft mehr für sein Handwerk. Zum einen hatte sich der 47-Jährige nicht mit seinem Vermieter über eine Vertragsverlängerung einigen können, zum anderen werde Bergedorf derzeit durch Baustellen lahm gelegt, so der dreifache Familienvater. Parkplätze, die wegfallen, und Bushaltestellen, die verlegt werden, stören das Geschäft des Fleischermeisters, das noch bis Sonnabend an der Alten Holstenstraße 21 läuft.

"In Bergedorf zu bleiben, lohnt sich für uns nicht", sagt Haaker, der die Traditionsfleischerei Gödecke & Sohn vor 15 Jahren übernahm und deren Namen beibehalten hat. Daran soll sich auch mit dem Umzug nichts ändern. Die Lage des Geschäftes in der Ortsmitte sei sehr gut. "Und Glinde braucht eine Fleischerei", sagt der Nettelnburger, der am vergangenen Freitag den Kaufvertrag für den 465 Quadratmeter großen Laden mit angeschlossenen Produktions- und Büroräumen unterschrieben hat.

Die Fleischerei von Milena Bänsch hatte nach 31 Jahren wegen Insolvenz geschlossen, diese mit einem schrumpfenden Kundenstamm aufgrund eines veränderten Kaufverhaltens begründet. Dass der Fleischerei Gödecke dasselbe Schicksal drohen könnte, fürchtet Haaker nicht. Er ist zuversichtlich, mit Qualität und Freundlichkeit zu überzeugen. "Bei unseren Produkten verzichten wir auf Allergie erregende Stoffe wie Geschmacksverstärker und Laktose", sagt er.

Ende März soll nun die Neueröffnung von Gödecke gefeiert werden. Bis dahin muss am Markt 16 noch viel getan werden. 150 000 Euro will der neue Chef in die Renovierung stecken, um den neuesten Hygienestandards zu entsprechen. Vergrößern wird sich Gödecke mit dem Umzug nicht, hat dann aber neuerdings einen angeschlossenen Imbiss. Darum ist Haaker zuversichtlich, seinen Mittagstisch ausbauen zu können. Bis zu 60 Gerichte wie Kohlrouladen, Grünkohl mit Kochwurst oder Kassler mit Röstkartoffeln gingen in seiner Fleischerei bislang täglich über den Ladentisch oder wurden ausgeliefert. "Das wird mit dem Imbiss jetzt vielleicht noch mehr werden", hofft der Meister, dessen Familienbetrieb außerdem einen Party-Service anbietet. Haakers 15-jähriger Sohn Nick ist bei ihm in der Lehre, Ehefrau Cornelia arbeitet im Büro. Derzeit sind insgesamt fünf Mitarbeiter und zwei Azubis in der Fleischerei beschäftigt. Personell setzt Jens Haaker aber auch auf in Glinde auf Kontinuität: Zwei Verkäuferinnen seiner Vorgängerin werden sein Team von Mitte März an komplettieren.