Marga Flader vom Verein zur Unterstützung von Schulen in Afghanistan (Afghanistan-Schulen) meldet sich aus dem Land am Hindukusch zurück.

Drei Wochen hat die 54-Jährige in Kabul, Mazar-i-Sharif und Andkhoi verbracht. Sie bringt eine gute Nachricht mit nach Hause: Der Mörder des vor fast zwei Jahren ermordeten afghanischen Mitarbeiters des Vereins, Rahmanqul, ist gefasst. Der fünffache Vater war im Februar 2007 an seiner eigenen Haustür mit einem Kopfschuss getötet worden. Auf einer Abschlussfeier für die Teilnehmer eines Computerlehrgangs des Vereins gab ein Bezirksgouverneur bekannt, dass der Mörder bereits zum Tode verurteilt worden sei. Der Auftragskiller soll auch einen Schulrat und einen Schulleiter getötet und für einen Mord 500 US-Dollar (364 Euro) kassiert haben. Hinweise hätten zu den Taliban als Auftraggeber geführt, heißt es. "Wir sind froh, dass der Täter endlich gefasst wurde", betont Flader. Sorge um die Mitarbeiter bestehe jedoch weiterhin. Die Familie von Rahmanqul lebe heute zu ihrem Schutz in einer anderen Stadt.

Marga Flader schildert ihre Eindrücke vor Ort: "Kabul ist hektisch, laut, staubig und versmogt. Auf den Straßen sieht man Schafherden, Kamele, Eselkarren, Lastwagen, viele Bettler, Männer, die mit kleinen Handkarren schwere Lasten bewegen und Frauen im Chadori (Burka), die auf ihren Köpfen Pakete balancieren. Die Jade-Maiwand - ehemals Kabuls Prachtstraße - sieht immer noch so aus, als ob die Raketenangriffe erst gestern waren, während in anderen Stadtteilen Hochhäuser entstehen."

Flader und ihre Mitreisenden waren vorsichtig. "Wir haben uns nur mit dem Auto bewegt", berichtet die Oststeinbekerin. "Kurz bevor wir an unserem Ziel ankamen, wurde angerufen, sodass jemand das Tor öffnen und wir gleich auf das Gelände fahren konnten." In Andkhoi wich ein Polizist nicht von ihrer Seite. "Niemals waren wir in unmittelbarer Gefahr", sagt sie. Jedoch habe es während ihres Aufenthalts einen Anschlag auf ein Fahrzeug der Deutschen Botschaft gegeben. "Dort waren wir nur ein paar Tage zuvor gewesen."

Flader besuchte Bauprojekte des Vereins: Wasserbecken, die nachträglich mit Kuppeln überdacht wurden, zwei sanierte Schulgebäude für die Rahmatullah Shaheed Schule, zusätzliche Räume für die Mädchenschule Kulalkhana, für die Igambirdi Jungenschule und für das Yuldoz Mädchengymnasium sowie das fast fertige Schulgebäude auf dem Gelände der landwirtschaftlichen Fachoberschule in Mazar-i-Sharif.

Als nächstes plant der Verein, weitere Kurse zur beruflichen Ausbildung zu schaffen. Derzeit werden im Ausbildungszentrum in Andkhoi bereits Tischler ausgebildet. Demnächst sollen Jugendliche auch die Möglichkeit bekommen, Elektriker zu werden. Flader fürchtet jedoch: "Höhere Preise und Gehälter werden unsere Projekte künftig verteuern, so dass wir 2009 vor großen Herausforderungen stehen."