Glinde. “Sehr gutes Papier“, “Fleißarbeit“ - die Redebeiträge auf der gemeinsamen Sitzung von Sozial- und Kulturausschuss zum Jugendarbeitsbericht fingen durchaus positiv an. Doch dann musste Stadtjugendpflegerin Angelika Thomsen von vielen Seiten Kritik an ihrer Arbeit einstecken.

Bericht von Glindes Jugendpflegerin kommt bei vielen Politikern nicht gut an.

Thomsen hatte in ihrem Bericht in etlichen Bereichen der Jugendarbeit Defizite festgestellt. So ist bei der getrennten Mädchen- und Jungenarbeit nicht bekannt, ob das bestehende Angebot ausreicht. Bei der Arbeit mit besonders benachteiligten Jugendlichen gilt laut Bericht das gleiche. Spezifische kulturelle Angebote gibt es wenige, das Ferienprogramm erreicht immer weniger Kinder. Und besonders im Spinosa gibt es unzureichende Öffnungszeiten, kulturelle Wettbewerbe wie der "Grand Prix de Spinosa" oder "New Voices" wurden nicht weiterentwickelt - der Bericht führt personelle Engpässe als Grund an.

Den Politikern war diese schonungslose Bestandsaufnahme mehrheitlich zu wenig. "Es ist ein gutes Werk. Der Inhalt macht deutlich, dass eine andere Jugendarbeit gefordert ist", gestand Ursula Busch (CDU) der Stadtjugendpflegerin zu. "Aber ich stelle in dem Bericht so viele Mängel fest, dass ich mich frage, ob es in der Vergangenheit überhaupt eine Jugendarbeit in Glinde gab." Als Beispiel führte Busch das Spinosa an. Laut Thomsen gebe es Qualifikationsdefizite bei den Mitarbeitern. "Sie haben eine Mediatorenausbildung. Warum haben Sie dort nicht selbst etwas gemacht", fragte Busch. Zu wenig Perspektiven machte Willi Krämer (CDU) aus. "Das Papier ist gute Fleißarbeit. Aber es muss jetzt etwas passieren und nicht erst in Jahren." Auch der Vorsitzende des Kulturausschusses, Werner Braun (SPD), kritisierte den vorgelegten Bericht: "Es bleiben mehr Fragen offen, als beantwortet werden", lautete sein Fazit. Susanne Böhnert-Tank (Grüne) bedauerte, dass die Gruppe Jugendlicher, die sich für ein selbst verwaltetes Jugendzentrum einsetzt, mit keinem Wort erwähnt wird.

Bürgermeister Uwe Rehders sah sich genötigt, seiner Mitarbeiterin zur Seite zu stehen. Er wies den pauschalen Vorwurf des Versagens zurück. "Das diskreditiert alle, die an der Jugendarbeit mitwirken", so Rehders. Jugendarbeit sei eben nicht statisch, sondern ein laufender Prozess.

"Dies ist ein Bericht und kein Konzept. Da ist es legitim, Lücken aufzuzeigen und stehen zu lassen", setzte sich auch Thomsen selbst zur Wehr. Sie machte deutlich: "Ich trage die Verantwortung für die Jugendarbeit nicht allein."

Schließlich wurde der Bericht zur Kenntnis genommen und der Verwaltung mehrheitlich der Auftrag erteilt, einen Workshop zu planen, um die weiteren Ziele der Jugendarbeit gemeinsam mit den Beteiligten zu entwickeln.