Oststeinbek. Wer die Auferstehungskirche an der Möllner Landstraße betritt, dem fällt ein Buch ins Auge. Es liegt auf einem Bord unterhalb einer Holztafel, gewidmet dem Gedenken an die Toten.

Das Buch listet erstmals namentlich die Toten auf, die Erster und Zweiter Weltkrieg in Oststeinbek und Havighorst forderten und schließt so eine beschämende Lücke in der Erinnerungsarbeit der Gemeinde. Viele bewegende Einzelschicksale sind dort nachzulesen.

Vor sieben Jahren war einem Bürger aufgefallen, dass die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Oststeinbek - im Gegensatz zu denen der Havighorster - nicht bekannt waren. Recherchen von Karlheinz Schmidt vom Havighorster-Oststeinbeker Geschichtsverein bestätigten das: "Weder im Gemeindearchiv noch sonst wo existierten diesbezügliche Aufzeichnungen", erzählt Schmidt.

Zu dieser Zeit war Schmidt noch ehrenamtlicher Gemeindearchivar; er nahm sich der Sache gemeinsam mit den Oststeinbekern Walter Grünitz sowie Ilse und Arno Vogel an. Mit Hilfe von Klassenfotos der 1930er-Jahre gelang es den Forschern, viele Klassenkameraden herauszufinden, die im zweiten Weltkrieg den Tod fanden oder bis heute als vermisst gelten.

Die Geburtsdaten führten anschließend über die "Deutsche Dienststelle (WAST)", Nachfolgerin der "Wehrmachtsauskunftsstelle für Kriegerverluste und Kriegsgefangene", zu Angaben über die jeweiligen Todesumstände sowie teilweise zur Grablage. "Mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge konnten wir das Schicksal der meisten im Zweiten Weltkrieg gefallenen oder vermissten Soldaten beider Ortsteile aufklären", sagt Schmidt.

Nun stellte sich die Frage, wie mit den Informationen umgegangen werden sollte. "Jede einzelne Todesnachricht barg ja eine gewisse Dramatik", so Schmidt. Eine Anbringung der Namen der Toten auf einem Denkmal wurde als nicht mehr zeitgemäß verworfen. Favorisiert wurde ein Totenbuch der beiden Weltkriege, das sowohl die Schicksale der zivilen Opfer als auch der toten Soldaten beider Ortsteile enthalten sollte. Ergänzt werden die Daten durch Fotos einzelner Grabstätten auf Soldatenfriedhöfen. Auch fehlt nicht die tragische Geschichte des australischen Fliegers Kevin George Clark, der nach seiner Rettung in Oststeinbek auf Glinder Gebiet ermordet wurde.

Jetzt liegt das Totenbuch im Vorraum der Kirche aus, ist täglich von 9 bis 12 Uhr zugänglich. Die Arbeit des Recherche-Teams ist noch nicht abgeschlossen. "Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge arbeitet daran, Einzelgräber und Gedenkstätten auf zentralen Sammelfriedhöfen zu konzentrieren", erklärt Schmidt. "Da gilt es noch einiges in das Buch einzuarbeiten."