Oststeinbek. Förderprogramm in Oststeinbek seit Januar gültig. Budget umfasst 100.000 Euro. Bislang nur drei Anträge, zwei wurden abgelehnt.

Am Mittwoch war es mal wieder soweit: Starkregen-Alarm in Stormarn. Während einige Kilometer weiter nördlich die Autobahn 1 zwischen Ahrensburg und Stapelfeld in Richtung Hamburg wegen Überflutung gesperrt wurde, blieb es in Oststeinbek ruhig. Nicht einmal musste die Feuerwehr ausrücken. Besonders heftig traf es die Gemeinde allerdings am 10. Mai 2018. Die Schäden waren enorm. Die Kommune reagierte, veranstaltete erst Aktionstage für die Bevölkerung und informierte über die vielfältigen Möglichkeiten der Vorsorge. Dann beschloss die Politik ein Förderprogramm für Starkregenschutz mit einem Volumen von 100.000 Euro. Es ist am 1. Januar in Kraft getreten, Geld musste man bislang allerdings nicht auszahlen.

In knapp fünf Monaten sind erst drei Anträge bei der Verwaltung eingegangen, zwei davon wurden abgelehnt. „In einem Fall war die Installation schon vor sechs Jahren, das ist zu lange her“, sagt Alex Krugenberg, Sachgebietsleiter im Bauamt. Er hat die Richtlinie entwickelt und ist Ansprechpartner für die Bevölkerung. In Kürze wird Krugenberg den ersten positiven Bescheid verschicken. 1000 Euro erhält ein Bürger für eine Zisterne, ein unterirdischer Sammelbehälter, der Regenwasser auffängt. Das ist der Maximalbetrag und Oststeinbek die erste Gemeinde im Norden, die private Prophylaxe subventioniert. Es besteht die Möglichkeit, eine Schutzmaßnahme erst umzusetzen und dann den Antrag einzureichen.

Oststeinbek bewirbt Starkregenvorsorge über soziale Medien

„Mich haben rund ein Dutzend Leute besucht und sich über das Förderprogramm informiert. Sie wollen auch aktiv werden. Außerdem dauert es eine Weile, bis man eine Firma findet“, so Krugenberg. „Ich gehe davon aus, dass noch einiges kommt in den nächsten Monaten.“ Welche Aktionen Oststeinbek unterstützt, ist auf der Internetseite der Gemeinde nachzulesen: Entsiegelung von Freiflächen, Installation von Anlagen zur Regenwassernutzung und -speicherung, Dach- und Fassadenbegrünung, Pflanzung von hochstämmigen und standortgerechten Bäumen, Umwandlung von Schottergärten in Grünflächen sowie Offenlegung verrohrter Gräben.

Die Kategorien sind genau definiert. Beispiele: Bei der Entsiegelung, genannt sind in diesem Zusammenhang Garagen, Terrassen, Geräteschuppen, Zufahrten und Stellplätze, müssen mindestens zehn Quadratmeter neu begrünt werden. Bäume müssen später mindestens acht Meter hoch und zum Zeitpunkt der Pflanzung nicht unter 150 Zentimeter sein. Dass bisher so wenig Bürger auf das Angebot zurückgegriffen haben, liegt gewiss nicht an der Öffentlichkeitsarbeit. Das Rathaus bewirbt die Starkregenvorsorge über soziale Medien. Zudem hatten das Hamburger Abendblatt, der NDR sowie die Fachzeitschrift KommunalTechnik über das Projekt kurz nach dem Startschuss berichtet. Der Fernsehsender ntv wollte vor Ort drehen für ein Ratgebermagazin. Bedingung: Die Umgestaltung auf einem Grundstück muss vollzogen sein. Also klappte es nicht.

Rathaus schlägt vor, Programm in 2025 fortzuführen

Krugenberg wird weiterhin für die Aktion trommeln und beim Marktfest am Sonnabend, 22. Juni, auf der Wiese neben dem Bauhof im Ortsteil Havighorst ab 13 Uhr mit einem Informationsstand vertreten sein. Zweifel daran, dass das Budget komplett abgerufen wird, scheinen berechtigt. Es müssten noch 99 Anträge bis zum 31. Dezember im Rathaus eingehen und genehmigt werden. Bleibt Geld über, fließt dieses zurück in die Gemeindekasse. Über einen Topf für 2025 muss die Politik entscheiden. Die Verwaltung wird in Kürze eine Beschlussvorlage zur Fortführung des Förderprogramms vorlegen.

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Der CDU-Fraktionsvorsitzende Patrick Klose findet das gut. Er sagt: „Auch im kommenden Jahr sollten wir Geld zur Verfügung stellen. Natürlich muss man über die Höhe beraten.“ Er könne sich vorstellen, dass mehr Menschen von der Offerte noch in 2024 Gebrauch machten, wenn die ersten Projekte sichtbar seien. Für den Grünen-Gemeindevertreter Jan Schwartz ist das Einstampfen ebenfalls kein Thema: „Das Programm muss fortgesetzt werden. Ich denke, dass die Erkenntnis wächst, diese Chance wahrzunehmen.“

Analyse ergibt: Oststeinbek hat ein ausreichend leistungsfähiges Kanalnetz

Die Gemeinde an der Grenze zu Hamburg war mehrfach von Unwetter im besonderen Ausmaß betroffen. Im Juli 2016 wurde die Ortsdurchfahrt Möllner Landstraße mit einem halben Meter Wasser überflutet, musste zeitweise gesperrt werden. Von 20 bis 2 Uhr nachts arbeiteten die Retter rund 50 Einsätze ab. Das Gewerbegebiet mit dem Einkaufszentrum Ostkreuz-Center samt Parkplatz sowie das benachbarte Wohngebiet Kohlbergen soffen ab. In einer frisch renovierten Souterrain-Wohnung stand das Wasser 1,50 Meter hoch. Ein Auto krachte während des Hagels gegen eine Ampel, der Fahrer blieb zum Glück unverletzt.

Noch schlimmer war es an Himmelfahrt vor sechs Jahren. Hunderte Keller in der 9000-Einwohner-Kommune liefen voll, Autos wurden zerstört, große Teile einer Seitenwand der historischen Mühle stürzten ein. Für viele Bürger gab es keinen Strom, mehrere Immobilien waren danach unbewohnbar. Elf Personen mussten in einer Notunterkunft beherbergt werden. 490 Kräfte aus 37 Feuerwehren und des THW waren in Oststeinbek, viele über die Nacht und auch noch, als es wieder hell wurde. Sie fuhren mehr als 400 Einsätze – nahezu 90 Prozent aller im Kreis getätigten in jenen Stunden. Hochleistungspumpen wurden aus Lübeck und Oldenburg herbeigeschafft.

Die Analyse eines Tochterunternehmens von Hamburg Wasser ergab, dass die Gemeinde über ein ausreichend leistungsfähiges Kanalnetz verfügt. Schwachstellen wurden identifiziert in unmittelbarer Nähe von Grundstücken mit hohem Versiegelungsgrad. Man kam zur Erkenntnis, dass es ein hohes Potenzial zur Starkregenvorsorge auf privaten Arealen gibt.