Ammersbek. Mit Flohmarktfest und Benefizkonzert wollen Veranstalter sichere Transportwege für aus Afghanistan Geflüchtete finanzieren.

Ohne ihre Freunde aus Ammersbek hätte eine Familie aus Afghanistan, die in Ahrensburg lebt, längst die Hoffnung auf die Rettung ihrer Verwandten aufgegeben. Die ehemaligen deutschen Ortskräfte halten sich seit ihrer Flucht im Iran versteckt. Denn sie gehören nicht zu den Glücklichen, die nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gerade noch rechtzeitig vom deutschen Militär ausgeflogen wurden. Wie berichtet, müssen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Land ausharren, das sie jederzeit an die Taliban ausliefern kann, obwohl sie von der Bundesregierung eine Aufnahmezusage erhalten haben.

Das Ehepaar Sonja und Adrian Borowski aus Ammersbek begleitet seit etwa einem Jahr die Ahrensburger Familie und erlebt dadurch das Schicksal der zurückgelassenen Ortskräfte hautnah mit. Als den Geflüchteten das Geld ausgeht und die Rettung nicht in Sicht ist – arbeiten dürfen sie im Iran nicht –, startet das Paar im April einen Spendenaufruf, um das Überleben der Afghanen zu sichern. Weil sich deren Situation auch zwei Monate später nicht gebessert hat, plant es weitere Benefiz-Aktionen. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde Hoisbüttel organisieren die Borowskis am Sonnabend, 24. Juni, von 10 bis 15 Uhr ein großes Flohmarktfest auf dem Kirchengelände (An der Lottbek 22 bis 26).

Flohmarktfest mit Rock-Cover-Band und Feuerwehrfahrten

Die Hamburger Band Tonefishh kommt zu einem Auftritt nach Ammersbek.
Die Hamburger Band Tonefishh kommt zu einem Auftritt nach Ammersbek. © Björns Blickwinkel

Sonja Borowski sagt: „Dies wird nicht irgendein Flohmarkt, sondern ein Fest mit Live-Musik, Hüpfburg, Kinderschminken, einem riesigen Kuchenverkauf, man kann sich Zöpfe einflechten lassen, es gibt Verpflegung, eine Tombola und mehr.“ Die Freiwillige Feuerwehr Hoisbüttel bietet Fahrten für Kinder an. Für Musik sorgt die sechsköpfige Hamburger Rock-Cover-Band Tonefishh, die nicht nur klassische Rocksongs im Gepäck hat. Die Band schreibt über sich selbst: „Wir fischen vor allem in fremden Genre-Gewässern nach Material, das wir neu interpretieren.“

Die Tombola ist mit rund 350 Gewinnen reichlich bestückt. Möglich gemacht haben das rund 30 Firmensponsoren, weitere und etliche Privatpersonen leisten ihre Beiträge für den Kuchen- und Getränkestand. Borowski: „Ein Los kostet zwei Euro, vier Lose fünf Euro. Eine Fahrt mit dem Feuerwehrauto und das Kinderschminken gibt’s für einen Euro.“ Das Glücksrad für Kinder und die Hüpfburg seien kostenlos. Aktuell sind 27 Stände angemeldet, hinzu kommen zehn vom Verein „Für Dich Stormarn“ und einer von der Kirchengemeinde. Für 14 weitere ist noch Platz. Wer kurzfristig einen Standplatz buchen will, nutzt den Buchungslink auf fuerdichstormarn.de. Die Gebühr für drei Meter beträgt 20 Euro.

Rettung von Ortskräften: Ausreise nur noch über Pakistan

Borowski erläutert, wofür die Erlöse verwendet werden: „Wir brauchen das Geld, um sichere Transportwege, Unterkunft, Lebensmittel, dringend benötigte Medikamente und Dokumente für die Geflüchteten zu finanzieren.“ Momentan werde daran gearbeitet, dass Menschen, die einen Härtefallantrag zugestanden bekämen, mithilfe des Auswärtigen Amtes nach Pakistan reisen könnten. Das beträfe dann auch die Verwandten der Ahrensburger Familie. Denn Ausreisen über den Iran sind derzeit nicht mehr möglich.

„Inzwischen stehen wir mit Initiativen wie der Kabul Luftbrücke in Kontakt und führten Gespräche mit den Zuständigen im Auswärtigen Amt und von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“, so Borowski. Für Sonnabend, 2. September, organisieren die Ammersbeker ein Benefizkonzert in den Räumen der evangelischen Freikirche gegenüber dem Marstall Ahrensburg. „Dort gibt es einen großen Veranstaltungssaal mit Bühne“, sagt Sonja Borowski, die ein etwa vierstündiges Musikprogramm mit unterschiedlichen Bands auf die Beine stellen will.

Sie hofft, dass durch das Flohmarktfest 3000 Euro, etwa die Hälfte des benötigten Geldes, zusammenkommt. Den Rest der Summe will sie durch das Konzert generieren. Allerdings: „Komplikationen vor Ort führen immer wieder dazu, dass die Kosten steigen. Man weiß nicht, was noch alles passiert.“