Entsorgung

Bad Oldesloe setzt auf Solar-Mülleimer

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Juliane Minow
Freuen sich über die neuen Abfallbehälter (v. l.): Olaf Stötefalke (AWSH), Bürgermeister Jörg Lembke und Alexander Rochlitz (German EcoTec).

Freuen sich über die neuen Abfallbehälter (v. l.): Olaf Stötefalke (AWSH), Bürgermeister Jörg Lembke und Alexander Rochlitz (German EcoTec).

Foto: Juliane Minow

Das Pilotprojekt läuft bis Ende des Jahres. Die Mülleimer nehmen fünfmal mehr auf und müssen seltener geleert werden.

Bad Oldesloe.  Er heißt Mr. Fill und ist jetzt in dreifacher Ausführung am Exer in Bad Oldesloe zu finden: Ein solarbetriebener smarter Müllbehälter, der dank integrierter Presse die fünffache Menge Abfall gegenüber üblichen Mülleimern schluckt. Die drei Behälter der Firma German EcoTec sind die ersten im Kreis Stormarn. Auf Anregung der Stadt Bad Oldesloe wurden sie in Zusammenarbeit mit der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) installiert. Das Pilotprojekt läuft zunächst bis Ende des Jahres.

„Gerade im Bereich des Bürgerparks, der von unterschiedlichen Gruppen wie Wohnmobilisten und Jugendlichen stark frequentiert wird, haben wir ein hohes Müllaufkommen“, sagt Bürgermeister Jörg Lembke. Zudem wird der Exer als Veranstaltungsfläche genutzt. „Deshalb kam vor einigen Jahren der Wunsch auf, dort Pressmülleimer zu installieren, um den Müll verdichten zu können.“ In Zusammenarbeit mit der AWSH konnte die Idee realisiert werden. Lembke: „Dahinter steckt durchaus der Gedanke, das Modell langfristig auch an anderen Standorten in Bad Oldesloe weiter auszubauen.“ Mögliche Plätze sind für den Bürgermeister die Eingangsbereiche der Fußgängerzone oder in der Nähe von Eisdielen.

Eine App zeigt an, wann die Behälter geleert werden müssen

Vorteile haben die Mülleimer nämlich viele. „Durch die umweltfreundliche Fotovoltaikanlage, die in dem Gerät verbaut ist, funktioniert es inklusive der Pressanlage komplett autark“, sagt Alexander Rochlitz, Geschäftsführer von German EcoTec. Der Behälter kann über eine App von der AWSH ausgelesen werden, die als kommunales Entsorgungsunternehmen für die Leerung der Mülleimer zuständig ist.

„Man bekommt eine Meldung über den Füllstand und kann dementsprechend die Leerungsintervalle anpassen“, so Rochlitz. Wenn der Behälter zu 75 Prozent gefüllt ist, bekommt die AWSH eine Meldung. „So haben wir noch genug Zeit, um jemanden zum Leeren hinzuschicken“, sagt Olaf Stötefalke, Prokurist und Sprecher bei der AWSH. Durch die Leerung nach Bedarf werden Fahrtkosten, Ressourcen und Geld eingespart.

Ein Behälter fasst 240 Liter, die anderen beiden 120 Liter

Einer der Mülleimer hat ein Fassungsvermögen von 240 Liter, bei den anderen beiden sind es 120 Liter. „Der größere steht bei den Wohnmobilstellplätzen, weil davon auszugehen ist, dass das Abfallaufkommen dort höher ist“, sagt Rochlitz. Weil der Müll gepresst wird, kann fünfmal mehr Abfall aufgenommen werden: Die kleineren Eimer fassen rund 600 und der größere etwa 1200 Liter. Durch eine Klappe, die mit einem Fußpedal geöffnet werden kann, wird der Müll eingeworfen.

Die Behälter nehmen jeglichen Restmüll auf. Zigarettenkippen werden im vorderen Bereich gesondert gesammelt. „Während des Pressvorgangs ist die Klappe geschlossen, man kann nicht reingreifen, Verletzungsgefahr besteht also nicht“, sagt Alexander Rochlitz. Auch die Befürchtung, dass zum Beispiel eine kleine Katze in den Behälter springen und der Presse zum Opfer fallen könnte, sei unbegründet, so der Geschäftsführer weiter: „Die Behälter sind dauerhaft verschlossen, werden nur bei Bedarf von Bürgern geöffnet. Und auch der Winkel, in dem sich die Klappe öffnet, ist zu klein für Tiere.“

Auch an der Mönckebergstraße in Hamburg sind die Behälter zu finden

Apropos Tiere: Dadurch, dass die Abfallbehälter verschlossen sind, wird nicht nur eine Geruchsbelästigung vermieden, sondern der Müll ist auch vor Insekten, Vögeln und Nagetieren geschützt. Denn oft würden, so Rochlitz, Bürger ihren Müll zwar ordnungsgemäß entsorgen, dieser aber von Krähen oder anderen Tieren wieder aus den offenen Papierkörben herausgeholt. Darunter leide die Sauberkeit einer Stadt.

Das Unternehmen, das die selbst pressenden Mülleimer namens Mr. Fill vertreibt, gibt es seit acht Jahren. Mittlerweile stehen etwa 2100 Behälter in deutschen Städten. Unter anderem sind die solarbetriebenen Mülleimer an der Mönckebergstraße in der Hamburger Innenstadt zu finden. In Schleswig-Holstein stehen sie beispielsweise in Neumünster, Kiel und Flensburg. „Die Behälter machen an Orten Sinn, wo viel Müll entsteht oder die standortbedingt schwer und aufwendig zu leeren sind“, sagt Rochlitz.

Der Exer sei als Ort für das Pilotprojekt deshalb auch ideal gewählt, meint der Geschäftsführer. „Der Platz ist sehr belebt, nicht nur in den Ferien“, sagt Jörg Lembke. Wo viele Menschen sind, entsteht eben auch viel Abfall.

Mülleimer werden schon jetzt gut von der Bevölkerung genutzt

Aus seiner täglichen Arbeit weiß der Rathaus-Chef, dass das Thema Müll den Bürger grundsätzlich umtreibe. „Einerseits ärgert er sich, wenn Müll in der Landschaft liegt, andererseits möchte er seinen Müll loswerden“, sagt Lembke. Deshalb habe die Stadt Bad Oldesloe auch in der Vergangenheit die Zahl der Abfallbehälter auf ihrem Gebiet deutlich erhöht. „Dieses Angebot hat zu weniger Müll in der Landschaft geführt. Deswegen möchte ich diesen Weg auch weitergehen“, so der Bürgermeister.

Wenn die Kreisstadt bis Ende des Jahres positive Erfahrungen mit den selbst pressenden Mülleimern mache, könne er sich gut vorstellen, auch dieses Angebot auszubauen. Dass die Behälter am Exer bereits nach einigen Tagen gut angenommen werden, kann AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke schon einmal bestätigen: „Da liegt schon ordentlich was drin.“

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