Politik

Junge Union startet in Glinde wieder durch

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René Soukup
Treffpunkt Marktplatz vor dem Bürgerhaus: Louis Lohse (von links), Elias Sacher, Max Peters, Luca Jochimski und Marten Hacke engagieren sich in der Jungen Union Glinde.

Treffpunkt Marktplatz vor dem Bürgerhaus: Louis Lohse (von links), Elias Sacher, Max Peters, Luca Jochimski und Marten Hacke engagieren sich in der Jungen Union Glinde.

Foto: René Soukup

Junge Union in Glinde hat jetzt einen Vorstand. Polit-Nachwuchs fordert sichere Radwege und Medienfortbildung für Lehrer.

Glinde.  Sie wollen die Welt nicht neu erfinden, aber zumindest Dinge in ihrer Stadt und der Region verbessern sowie auch Sprachrohr für gleichaltrige Jungen und Mädchen sein. Deswegen sind Elias Sacher (16) und seine Freunde jetzt politisch aktiv, haben die Junge Union Glinde reaktiviert – das ist die unabhängige Jugendvereinigung von CDU und CSU auf Bundesebene, in der rund 100.000 Personen organisiert sind. Es ist eine Art Neugründung des Ortsverbands. Dieser hatte zwar Mitglieder, zuletzt aber keinen Vorstand und war somit handlungsunfähig.

Dass die passive Zeit der Gruppe ein Ende hat, geht auf Intention von Elias zurück. Der Zehntklässler ist auch in der Schülervertretung des Glinder Gymnasiums, hat während der Corona-Zeit vermehrtes Interesse für die Politik entwickelt. Er sagt: „Ich will mitgestalten, von der Werteorientierung spricht mich die Junge Union am meisten an.“ Also fragte er bei Annika Grefe (16) an, ob sie mitmachen will. Die überlegte nicht lange, willigte ein und ist nun Kassenwartin. Drei Wochen später hatte Elias seine Mannschaft zusammen, um durchstarten zu können.

Vater des JU-Vorsitzenden leitet den Glinder Kulturausschuss

Der Vorstand muss mindestens drei Köpfe umfassen. In Glinde sind es fünf: Neben dem Vorsitzenden Elias und dem einzigen Mädchen wurde Luca Jochimski (16) zum Stellvertreter gewählt, Marten Hacke (17) und Max Peters (15) sind Beisitzer. Beigetreten ist zudem Louis Lohse (17). Vor der Installation hatten sich die Glinder auf digitalem Weg mit dem Kreisvorstand verabredet. Wenn sie über ihre Absichten sprechen, schwingt Begeisterung in ihren Stimmen mit. „In unserem Alter ist es die beste Zeit, diese Seite des Lebens auszuprobieren“, sagt Louis. Womöglich könne man dann auch ausschließen, zu einem späteren Zeitpunkt im Berufsleben für eine Partei ehrenamtlich zu arbeiten. Manch einer gibt auf, weil seine Anliegen kein Gehör finden. Doch soweit wollen die Nachwuchs-Politiker nicht denken. Zumindest Elias hat schon einmal vorgefühlt und eine Gremiumssitzung der Erwachsenen besucht: den Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz. „Das waren interessante Debatten, es hat mir Spaß gemacht.“

Das Interesse für Politik und die Bereitschaft zum gesellschaftlichen Engagement liegt bei ihm in der Familie. Sein Vater Matthias Sacher ist CDU-Mitglied und Vorsitzender des Kulturausschusses, unter anderem Kirchenvorstand der Pfarrei Heilige Elisabeth, Vorsitzender des Vereins „Leuchtendes Glinde“ und vertritt die Stadt im Zweckverband. „Mein Schritt zur Jungen Union ist unabhängig von meinem Vater“, sagt Elias, der in der Schule andere Fächer genauso gerne mag wie Wirtschaft/Politik.

Videokonferenz mit Stormarner Jusos

Louis beschreibt die Vorzüge des JU-Vorsitzenden so: „Er brennt für die Sache, ist für alle ein Motivator.“ Um ihre Ziele zu erreichen, denken die Glinder über Parteigrenzen hinweg. Vor Kurzem haben sich Elias und Luca per Videokonferenz mit Stormarner Jusos zusammengeschaltet. Es ging zum Beispiel um die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in abgelegenen Gebieten. „Wir wollen eine höhere Taktung auf gewissen Buslinien mit einjähriger Testphase“, berichtet Luca. Die Kreisvorsitzenden würden die Sache vorantreiben.

Für Glinde hat sich die Junge Union auf die Fahnen geschrieben, Radwege sicherer zu gestalten. „Am Mühlencenter und an der Tankstelle am Glinder Berg ist es sehr gefährlich“, sagt Elias. Der CDU-Ortsvorsitzende Martin Radtke hat dem Nachwuchs allgemein Unterstützung zugesagt. Er wird sich die Sorgen der Jugendlichen genau anhören. Was die noch beschäftigt? Medienkompetenz und die technische Ausstattung an Schulen. „Die Lehrer sollten Seminare machen. Junge und alte haben Probleme mit der Digitalisierung. Schüler müssen den Pädagogen immer wieder Dinge am Computer erklären“, sagt Marten, der in seiner Freizeit auch American Football spielt: in der Junioren-Bundesliga als Running Back bei den Hamburg Huskies.

Treffen mit Landespolitiker Lukas Kilian ist vereinbart

Elias prangert speziell die Schulpolitik auf Landesebene während Corona an. Die Medienausstattung sei nicht ausreichend, Netzwerke überlastet gewesen. „Man hätte früher auf höhere Kapazitäten setzen müssen.“ Das Thema werden die Glinder demnächst mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Lukas Kilian vertiefen. Der 34-Jährige ist selbst noch JU-Mitglied, war bis 2009 Ortsvorsitzender der Gruppe Glinde/Oststeinbek. Damals gehörten rund 140 Personen der Jugendorganisation an. Kilian sagt: „Gerade in diesen Zeiten freue ich mich extrem über die Wiederbelebung. Mitmachen statt rummeckern, so ist es richtig.“

Nach den Sommerferien wollen Elias und seine Mitstreiter jeweils alle vier Wochen eine Mitgliederversammlung sowie im Abstand von 14 Tagen einen Stammtisch abhalten. Dafür können sie Räume im Bürgerhaus nutzen. Die Glinder planen eine Webseite, wollen andere Jugendliche über Instagram ansprechen. Präsenz ist ihnen genauso wichtig. „Wir wollen ein Fußball-Turnier in der Stadt organisieren, bei Anlässen wie Landtagswahlen mit einem Stand auf dem Marktplatz vertreten sein, dabei einen Basketball-Korb aufstellen“, sagt der Vorsitzende. In Stormarn gibt es drei JU-Ortsverbände: neben Glinde den nördlichsten Bad Oldesloe & Umgebung sowie Ahrensburg/Großhansdorf.

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