Jersbek. Erinnern Sie sich noch daran, was Sie als Kind werden wollten? Die Jersbekerin Melissa Jahn, 37, weiß es noch ganz genau. Als Schriftstellerin eigene Geschichten zu Papier zu bringen war der Zukunftstraum, den sie bereits als Achtjährige träumte. Damals verfasste sie ihr erstes Werk: eine Geschichte über zwei Kinder, die mit dem Flugzeug im Dschungel abstürzen.
Fünfköpfige Jury sichtete 842 Leseproben
Fast drei Jahrzehnte später ist Jahn ihrem Ziel ein großes Stück näher gekommen. Denn sie zählt zu den Finalisten eines Schreibwettbewerbs „Stay home and write!“ des Piper Verlags in Kooperation mit dem Online-Büchermagazin Buchszene. Damit kann sie sich Hoffnungen auf den ersten Platz und den Hauptgewinn machen: die Veröffentlichung des Romans „Rosa – Ein Sommer in Cornwall“, den sie für das Preisausschreiben eingereicht hat. Eine fünfköpfige Jury sichtete 842 Leseproben mit jeweils mindestens 30.000 Zeichen und wählte daraus die zehn besten Autoren für die sogenannte Shortlist aus. Jurymitglied Eliane Wurzer, Programmleiterin Digital im Piper Verlag, sagt: „Wir waren überwältigt von der Menge und der Qualität der Einsendungen.“ Das Werk von Melissa Jahn sei eine Biografie im weitesten Sinne. „Das Thema hat uns sehr angesprochen, weil es relativ ungewöhnlich ist.“ Der Stoff habe die Jury auch in sprachlicher Hinsicht überzeugt. Mit dem Wettbewerb suche der Verlag nach neuen Autorentalenten.
Melissa Jahn erzählt, dass sie die Romanreihe „Anne auf Green Gables“ der kanadischen Schriftstellerin Lucy Maud Montgomery, deren Protagonistin ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt, geprägt habe. Inspiration bezog sie zudem aus der Lebensgeschichte der Schriftstellerin Rosamunde Pilcher, die Cornwall zum Schauplatz vieler Bücher erkor und so einen regelrechten Tourismusboom auslöste. Mit der Schönheit der idyllisch anmutenden Landschaft im Südwesten Englands will Jahn bei ihrer Leserschaft Urlaubsgefühle wecken. Hauptfigur ihres Romans ist Leona, eine junge Journalistin, die durch ein einschneidendes Erlebnis ihre Leidenschaft für den Beruf verloren hat. Sie kämpft verbissen um Anerkennung, versucht mit allen Mitteln, an einen großen Auftrag zu kommen. Die Autorin sagt: „Am Anfang ist sie nicht gerade sympathisch. Sie kompensiert fehlende Gefühle durch überbordendes Engagement, setzt Interessen gewissenlos durch.“ Doch durch die Begegnung mit einer Bestsellerautorin durchläuft die Figur eine Wandlung und findet schließlich wieder Zugang zu sich selbst.
Der Schreibwettbewerb kam zur richtigen Zeit
Als Jahn per E-Mail die Nachricht erhielt, dass sie es ins Finale geschafft hatte, war das für sie „ein unwirkliches Gefühl“. Sie sagt: „Als Neuling rechnet man nicht unbedingt mit diesem Ergebnis.“ Die ersten Ideen zum Stoff habe sie Anfang des Jahres gehabt und die Corona-Zeit zum Schreiben genutzt. Der Link zum Wettbewerb, den ihr eine Freundin geschickt hatte, kam da gerade recht.
Es ist das erste Mal, dass sich die gelernte Reisekauffrau und studierte Kulturwirtin an einem Schreibwettbewerb beteiligt hat. Dabei ist „Rosa – Ein Sommer in Cornwall“ nicht ihr Erstlingsroman. Der zählt zur Sparte Romantasy und Jahn beließ es bei dem Versuch, einen Literaturagenten dafür zu finden. „Der Plot war eher ein Flickenteppich“, urteilt sie in der Rückschau. Aber offensichtlich ein gutes Training für das aktuelle Werk. Doch der Weg dahin war alles andere als gradlinig.
Wunsch nach Autorentätigkeit blieb bestehen
Nach Jahns Schulzeit traten Ausbildung, Studium und Familiengründung in den Vordergrund, für das Schreiben war nur als Hobby Platz. Doch der Wunsch nach einer Autorentätigkeit blieb bestehen. Vor fünf Jahren orientierte sie sich beruflich neu und berichtete für eine Wochenzeitung, dann auch für die Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblatts aus der Region. Jahn: „Dass meine Arbeit gut ankam, war eine tolle Bestätigung.“ Sie wagte sich an größere Stoffe. „In den allerstressigsten Phasen habe ich die besten Ideen“, sagt Jahn und lacht. Für die Autorin ist die Leidenschaft fürs Schreiben Lebensthema. „Es bedeutet Lebendigkeit, vergleichbar mit einem inneren Feuer, das in Worte gefasst wird.“ Die 37-Jährige hofft, „dass diese Begeisterung auf die Leser übergeht“. Die Antwort auf die Frage, was sie mache, wenn sie den ersten Preis nicht gewinne, fällt der Jersbekerin nicht schwer. Sie sagt: „Weiterschreiben.“
Und vielleicht eröffnet sich ja für weitere Finalisten eine Chance auf Buchveröffentlichung. In den Wettbewerbsbedingungen findet sich dazu ein vielversprechender Satz: „Piper behält sich aber vor, mehr als einem Shortlist-Teilnehmer ein Vertragsangebot zu unterbreiten.“
Alle Infos zum Schreibwettbewerb auf www.buchszene.de. Dort finden sich auch kurze Inhaltsangaben und Leseproben zu den Werken der Finalisten. Wer seinen Favoriten unterstützen will, kann noch bis einschließlich Montag, 22. Juni, seine Stimme abgeben. Der Gewinnertitel wird am Mittwoch, 24. Juni, bekannt gegeben.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Stormarn