Ahrensburg. Kritik der Woche: Bei der Lesung von Rafik Schami in Ahrensburg erfuhr das Publikum viel über die arabische Kultur.

„Ich wollte nur Geschichten erzählen“, lautet ein Buchtitel des syrisch-deutschen Autors Rafik Schami. Das „nur“ trifft es nicht ganz, wie sich schnell bei seiner Lesung im Marstall Ahrensburg vor ausverkauftem Haus herausstellen sollte. Denn Rafik Schami erzählt einfach meisterlich.

Nach einer herkömmlichen Lesung stand dem Künstler offenbar nicht der Sinn. Er saß nicht, sondern stand auf der Bühne und berichtete völlig frei aus Episoden seines Lebens. Schon allein mit diesen spannenden Erzählungen zog er seine Zuhörer nach kurzer Zeit in seinen Bann. Das lag zum einen daran, dass er die Kunst des lebendigen Erzählens auf höchster Stufe beherrscht, zum anderen an seiner herzlichen Ausstrahlung und der Art der Ansprache, mit der er von Beginn an so etwas wie eine persönliche Beziehung zum Publikum aufbaute – auf der Basis gegenseitiger Achtung. „Ein Erzähler muss sein Publikum respektieren“, beschrieb Schami und berichtete von einer seiner ersten Lesungen vor Publikum: „In Heidelberg waren nur zehn Jugendliche da, die mittendrin aufstanden und gingen.“ Ein Tiefpunkt, an dem weniger beharrliche Naturen vielleicht aufgegeben hätten – er nicht. Statt dessen entschied er sich, alles zu geben und von ganzem Herzen zu erzählen, egal wie viele Zuhörer er gerade hatte.