Ahrensburg/Bargteheide. Sie sollen von einem Balkon aus fremdenfeindliche Sprüche geschrien und den Hitlergruß gezeigt haben. Beide erinnern dies nicht mehr.

Sie wirken wie ein ungleiches Paar. Jörg B. (alle Namen geändert) ist etwas kräftiger gebaut, trägt eine schmale, unauffällig Brille und hat ein recht gepflegtes Auftreten. Der drahtige Michael K. ist hingegen von seiner jahrelangen Drogen- und Alkoholsucht gekennzeichnet. Im Ahrensburger Gericht sitzt er mit Mütze und ausgewaschener Jogginghose neben Jörg B. (51) auf der Anklagebank. Als die Richterin beide wegen Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen verurteilt, kaut Michael K. (50) auf seinen Fingernägeln, sein Freund mit den kurzen dunkelblonden Haaren nimmt das Urteil hingegen regungslos auf.

Das Gericht ist davon überzeugt, dass beide am 18. September 2018 vom Balkon einer Wohnung am Traberstieg ausländerfeindliche Parolen gegrölt und den Hitlergruß gezeigt haben. „Ich kann mich an nichts erinnern“, erklärt B., der Mieter der Erdgeschosswohnung ist. Er habe mit seinem „guten Nachbarn“ an diesem Tag viel Alkohol getrunken. „Ich hatte meinen Job in einem Callcenter verloren“, sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann.