Barsbüttel

Schilderwirrwarr an Großbaustelle nervt Radfahrer

| Lesedauer: 5 Minuten
Barbara Moszczynski
Ärger mit der Verkehrsführung an der Baustelle Barsbütteler Straße: Wolf-Peter Enke steht an der Stelle, wo Radfahrer Richtung Hamburg auf die Fahrbahn sollen. Rechts weist ein Schild auf die Freizeitroute 11 für Radler hin, ein paar Meter danach folgt ein Verbotsschild für Radfahrer.

Ärger mit der Verkehrsführung an der Baustelle Barsbütteler Straße: Wolf-Peter Enke steht an der Stelle, wo Radfahrer Richtung Hamburg auf die Fahrbahn sollen. Rechts weist ein Schild auf die Freizeitroute 11 für Radler hin, ein paar Meter danach folgt ein Verbotsschild für Radfahrer.

Foto: Barbara Moszczynski

Die Großbaustelle vor Barsbüttel führt zu Engpässen. Eine neue Wegführung soll die Situation entschärfen. Ein Ortstermin.

Barsbüttel.  Etwas verloren stehen Irina und Juri Leschenko an der Barsbütteler Straße, denn hier ist seit Kurzem der Fahrradweg einseitig gesperrt. Die beiden Radfahrer wollten via Barsbüttel zum Öjendorfer See und müssen nun umkehren. Der Rad- und Fußweg an der Dauerbaustelle Barsbütteler Straße ist ein Nadelöhr, das vielen Radfahrern Probleme bereitet.

Seit August wird die Hauptverkehrsader aus Hamburg in Richtung Barsbüttel grundsaniert und ist in Fahrtrichtung Hamburg eine Einbahnstraße. Fahrradfahrer und Fußgänger durften sich die schmalen Wege entlang der Baustelle teilen. Vielen war das zu eng und gefährlich. Auf der Informationsveranstaltung von Hansestadt und Gemeinde zum aktuellen Stand der Bauarbeiten Anfang Oktober wurde viel Kritik an der Wegführung entlang der Baustelle laut.

Radfahrer sollen auf die Fahrbahn ausweichen

Seit dem Wochenende ist nun nur noch eine Gehwegseite für die Passanten nutzbar, Radfahrer in Richtung Hamburg sollen auf die Fahrbahn. Christian Füldner, Pressesprecher der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sagt: „In Abstimmung mit der Polizei ist die Radfahrerführung in Richtung Jenfeld angepasst worden. Radfahrer aus Richtung Barsbüttel mit Ziel Jenfeld haben jetzt die Möglichkeit, auf der Fahrbahn zu fahren, um Konfliktsituationen auf den Nebenflächen zu minimieren.“ Bei Baustellen könne es immer für Fußgänger und Radfahrer Einschränkungen geben, wenn der Platz für die Baustelle sehr eng sei, wie in diesem Fall.

Bei den Radfahrern ist die neue Wegeführung umstritten: „Das ist mir morgens im Berufsverkehr zu gefährlich, wenn ich hinter mir eine Kolonne von Autos habe“, sagt ein Barsbütteler, der regelmäßig diese Strecke fährt, seinen Namen aber nicht genannt haben möchte. Radfahrer, die aus Hamburg kommend nach Barsbüttel wollen, sollen in Jenfeld absteigen und schieben.

Bauarbeiten sollen im Zeitplan sein

„Daran hält sich doch keiner“, sagt Wolf-Peter Enke, Ortsverbandsvorsitzender der Grünen in Barsbüttel. Man arrangiere sich eben so gut es gehe auf dem manchmal keine 60 Zentimeter breiten Weg. Ihn ärgert auch die verwirrende Beschilderung des Rad- und Fußweges: „Vor Kurzem standen hier noch Verbotsschilder für Radfahrer und Fußgänger und trotzdem gab es kurz danach an der Einfahrt zum Tierfriedhof ein Schild ,Achtung Radfahrer’, wer soll da noch durchblicken?“

Auch beim Ortstermin ist die Lage unklar: Zwar weist ein blaues Schild mit Fußgängern als Symbol darauf hin, dass hier ein reiner Gehweg beginnt. Kurz davor wird aber mit einem Verkehrszeichen auf die Freizeitroute 11 Richtung Jenfeld für Fußgänger und Radfahrer hingewiesen. Wer aufmerksam hinschaut, sieht daneben eine Markierung auf der Fahrbahn, die darauf hindeutet, dass die Radfahrer sie ab hier nutzen können. Die Bordsteinkante erhielt bei Bauarbeiten am Sonnabend eine Schrägabfahrt aus Asphalt. Ein paar Radfahrer nutzen die neue Spur auch. Die meisten fahren jedoch auf dem Trottoir an uns vorbei.

Fahrstreifen werden mit Radfahrstreifen ausgestattet

Dass an der Baustelle derzeit auch am Wochenende gebaut wird, habe mit dem gesetzten Fertigstellungstermin nichts zu tun, sagt Christian Füldner: „Hier ist alles planmäßig. Dass dort letztes Wochenende gebaut wurde, heißt nicht, dass die Bauunternehmen in Verzug sind. Es heißt, dass sie – laut Bauvertrag – an sechs Tagen in der Woche arbeiten können.“ Die Verkehrsfreigabe der Fahrbahn ist weiter für den 22. Dezember dieses Jahres geplant. „Das betrifft die Aufhebung der Einbahnstraßenregelung, was für die Anlieger und Pendler sicher die wichtigste Information ist“, so Füldner.

Im Zuge der Sanierung werden die beiden Fahrstreifen erneuert und jeweils mit einem 1,40 Meter breiten Radfahrstreifen ausgestattet, um den Radverkehr zu fördern und sicherer zu machen. Auf der Straße fahrende Radler werden nach Meinung der Hamburger Straßenbauexperten von Kraftfahrern besser gesehen, wodurch das Unfallrisiko vor allem beim Abbiegen verringert wird. Wolf-Peter Enke hat über den Baufortschritt anderes erfahren: „Ich habe an der Baustelle Fotos gemacht und da hat sich mir ein Ingenieur vorgestellt, der sagte, die Bauarbeiten an der Fahrbahn seien erst Mitte 2019 fertig – frühestens.“ Hamburgs Behördensprecher widerspricht: „Was Ihre Leser an der Baustelle erfahren haben, betrifft das Gesamtprojekt: Nachdem die Einbahnstraße aufgehoben wurde und der Verkehr wieder in beide Richtungen fließen kann, werden die Bauarbeiter – planmäßig – die Seitenräume und Nebenfahrbahn fertigstellen.“ Diese Fertigstellung sei für Ende April 2019 geplant. Allerdings seien die Arbeiten witterungsabhängig und könnten sich verschieben.

Die Sanierungsarbeiten an der Barsbütteler Straße sind notwendig, weil sich die Fahrbahnen in einem schlechten Zustand befinden und Straßenraum und Nebenflächen nicht mehr den geltenden Anforderungen entsprechen. Außerdem wird eine Regenwasserbehandlungsanlage gebaut.

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