Barsbüttel. Hans Grote hatte gute Nachrichten zu verkünden. „Wir sind im Zeitplan, wollen bis Weihnachten fertig sein“, sagte der für die Baustelle Barsbütteler Straße zuständige Ingenieur vom Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) auf der zweiten Informationsveranstaltung in der Südstormarner Kommune. Seit dem 20. August ist die Hauptverkehrsader zwecks Sanierung auf dem Gebiet der Hansestadt einseitig gesperrt, das 13.700 Einwohner zählende Barsbüttel aus Richtung Hamburg über diese Strecke nicht mehr zu erreichen. Dagegen hatte es über Wochen massive Proteste gegeben.
Bei der ersten Informationsveranstaltung vor drei Monaten waren 450 Bürger dabei. Diesmal kamen nur rund 60 Menschen. Die große Wut, die damals über die Abriegelung des Ortes herrschte, ist verraucht. Denn es läuft besser als befürchtet, zumindest was den Verkehr angeht. Große Probleme haben indes die im direkten Umfeld ansässigen Firmen und Geschäfte. Uwe Klimkeit, Inhaber einer Autowerkstatt am Ortsausgang, berichtet von der Not seiner Nachbarn: „Beim Fahrradhändler ist tote Hose, die Autowaschstraße macht zwei Monate zu, und die Tankstelle hat Umsatzrückgänge.“ Er fragte: „Kann man den Kleinunternehmern nicht unter die Arme greifen?“
HVV hat zusätzliche Verbindungen geschaffen
Das Hamburgische Wegegesetz sehe erst bei deutlichen und existenzbedrohenden Umsatzeinbußen einen Ausgleich vor, erwiderte Hans Grote. Entsprechende Anträge könnten aber an ihn adressiert werden, die Rechtsabteilung werde das dann prüfen. Edeka-Händler Mirko Strache wird das wohl nicht in Anspruch nehmen. Er betreibt eine Filiale in der Ortsmitte und gibt seine Umsatzeinbußen mit zehn bis zwölf Prozent an. Es fehle die Kundschaft aus Hamburg, sagt er. Auch der erschwerte Weg zur Arbeit für die Mitarbeiter sei bei Ladenöffnungszeiten von 7 bis 22 Uhr ein Problem. Mit den Straßenarbeiten will der Hamburger Landesbetrieb nun bis Mitte Dezember fertig sein. Dann wird es in beide Richtungen auch einen Fahrradstreifen auf der Fahrbahn geben, der bisherige Radweg entfällt. Die Gehwege sollen Mitte 2019 fertig sein.
Dass der Ärger der Barsbütteler sich in Grenzen hält, liegt auch am HVV. Die Hamburger Hochbahn hat die Buslinie 263 für die Dauer der Arbeiten mit einem innerörtlichen Ringverkehr, der Linie 363, und einer zusätzlichen Verbindung zum Einkaufszentrum und den Ärzten in Hamburg-Jenfeld, dem Bus 563, aufgestockt. Dass es trotzdem noch viel Verbesserungsbedarf gibt, zeigten die Anregungen der Bürger. „Die Busverbindung ist zu kurz gesprungen“, kritisierte eine Barbüttelerin. Die Ringlinie 363 sei vorwiegend leer, der 263er und der 563er führen im 20-Minuten-Takt direkt hintereinander aus dem Ort hinaus, das ergebe wenig Sinn. In Jenfeld sei der 563er nach Barsbüttel kaum zu erwischen, wenn man mit der Linie 10 aus Wandsbek ankomme
Beleuchtung bei Umsteigehaltestelle Möbel Höffner
Auch Birgit Woltmann sparte nicht mit Kritik: „Es ist nicht in Ordnung, was der HVV mit uns macht.“ Nur selten klappe es mit den Anschlüssen: „Wir haben rund 35 Minuten mehr Fahrzeit als vorher.“ Zudem starte der letzte 563er um 17.36 Uhr ab Jenfeld, das sei zu früh. Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse versprach die Prüfung der Anregungen.
Auch beschwerten sich Bürger über die unbeleuchtete Umsteigehaltestelle bei Möbel Höffner. „In Kürze wird der Eigner eine Beleuchtung installieren“, sagte Barsbüttels Bauamtsleiterin Rita Dux. Kritik gab es zudem an dem engen und teils unbefestigten Rad- und Fußweg entlang der Baustelle. „Mir ist das dort mit dem Fahrrad zu gefährlich“, sagte Heike Möller. Und Jutta Kobe berichtete gar von einer Rollstuhlfahrerin, die auf die Fahrbahn ausgewichen sei.
Gefährliche Wendemanöver an Kreuzung zur Autobahn
Autofahrer kommen – dank einer zusätzlichen Rechtsabbiegerspur auf Hamburger Gebiet – über die Umleitung auf der Autobahn 1 meist zügig in den Ort. Doch auch hier gibt es Probleme. Gerade noch einmal gut gegangen sei der Fall des lebensbedrohlich erkrankten Bekannten, erzählte Birgit Wienzeck. Der Krankenwagen sei mit großer Verspätung aus Hamburg gekommen. Angela Tsagkalidis berichtete, es komme an der Kreuzung zur Autobahn zu gefährlichen Wendemanövern, weil sich der Verkehr auf der Linksabbiegespur oft sehr weit zurückstaue und die Autofahrer dann den Rechtsabbieger nutzen wollten. Behördenmitarbeiter Grote: „Die Polizei sagt, es funktioniert. Wir werden uns das aber ansehen.“
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