Ahrensburg. Elf Städte und Gemeinden, viele Kilometer auf holprigen Radwegen und zum Schluss ein Gipfeltreffen mit Stormarns Landrat Henning Görtz (CDU): Zum Finale des großen Abendblatt-Radwege-TÜVs bekräftigten Stormarns Bürgermeister ihre Bereitschaft, die Belange der Radfahrer stärker in den Blick zu nehmen und neue Lösungen zu erarbeiten.
„Das Abendblatt hat ein wichtiges Thema aufgegriffen und zur Aufklärung beigetragen“, sagte Landrat Görtz beim Radwege-Gipfel mit jenen Bürgermeistern aus dem Kreis, in deren Kommunen der Test durchgeführt wurde. Die Berichte und Bewertungen zeigten auf eindrucksvolle Weise, wo genau der Handlungsbedarf liege. „Und der ist in den einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich.“ Jede stehe nun vor ganz eigenen Herausforderungen, so Görtz.
Test habe die Diskussion in den Kommunen angeregt
Zum Gesprächs- und Fototermin mit dem Landrat kamen nach Ahrensburg die Bürgermeister Jörg Lembke (Bad Oldesloe), Oliver Mesch (Trittau), Jürgen Hettwer (Oststeinbek), Thomas Schreitmüller (Barsbüttel), Horst Ansén (Ammersbek), Heiko Gerstmann (Reinfeld) sowie Bargteheides Bauamtsleiter Jürgen Engfer. Weil E-Bikes derzeit im Trend liegen, stellte die Firma e-motion Ahrensburg spontan Fahrräder für das mobile Treffen zur Verfügung.
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Die Bürgermeister berichteten darüber, dass der Radwege-Test in den vergangenen Wochen die öffentliche Diskussion in den Kommunen mit geprägt habe. „Bei uns ist jetzt die Stimmung pro Radfahrer“, sagte Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer. Und Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch betonte: „Wir wurden zu recht schlecht bewertet und haben das Problem erkannt.“ Was genau die Kommunen für Probleme haben und wie sie reagieren wollen, lesen Sie hier.
Experten, Fußgänger und Radfahrer wurden befragt
Die Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblatts hatte in Zusammenarbeit mit dem ADFC mehr als einen Monat lang Stormarns Radwege unter die Lupe genommen. In den Fokus rückten gefährliche Kreuzungen und fehlende Markierungen genauso wie Schutzstreifen, Beschilderung und vor allem der Stellenwert, den das Radfahren in den einzelnen Orten hat – oder noch nicht hat.
Fest im Sattel saß beim Test durch Abendblatt-Redaktionsmitglieder immer ein kompetenter Partner – der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). Außerdem wurden vor Ort immer wieder Radfahrer und Fußgänger befragt; sie kamen in der gedruckten Zeitung und bei abendblatt.de genauso zu Wort wie viele Leser, die sich in Mails und Briefen äußerten. „Der Radwege-Test hat dafür gesorgt, dass ein Umdenken beginnt“, sagte Jürgen Hentschke, stellvertretender ADFC-Kreisvorsitzender in Stormarn. Denn nach Ansicht von SPD-Politiker Peter Anklam, ehemaliger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Radverkehr in Bargteheide, ist das Gefahrenpotenzial in Stormarn nicht zu unterschätzen.
Viele Menschen im Kreis lassen ihr Rad lieber zu Hause
Gerade in dieser Region ist das Sicherheitsgefühl bei den Bikern nicht so stark ausgeprägt. Während in der fahrradfreundlichen Stadt Münster gut 35 bis 40 Prozent der Einwohner regelmäßig mit dem Rad unterwegs sind, liegt der Anteil im Kreis Stormarn nach ADFC-Angaben bei gerade mal 13 bis 15 Prozent. Die meisten lassen also ihr Rad lieber zu Hause. „Obwohl Radfahren weiter im Trend liegt, ist die Infrastruktur in Stormarn nicht mitgewachsen“, sagt ADFC-Experte Jürgen Hentschke.
Wie gefährlich es für Biker ist, hat der Test vor allem in Trittau und Ahrensburg gezeigt. Seit der ADFC-Umfrage von 2016 hat sich in der Schlossstadt nicht viel Grundlegendes getan. Deshalb gab es hier nur die Schulnote 5. „Ich ärgere mich schon lange über die Radwegesituation in Ahrensburg“, schrieb Abendblatt-Leser, Fahrrad- und Autofahrer Stefan Mahlstaedt aus Ahrensburg an die Redaktion.
76 Prozent der Deutschen sind mit dem Fahrrad unterwegs
Mit Note 5 wurde auch Trittau bewertet. Eng ist es unter anderem auf der Trittauer Poststraße und der Hamburger Straße. Dort stellen viele ihre Autos direkt auf der Fahrbahn ab, wo sie ein Hindernis für Radfahrer darstellen. „Wir“, sagte Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch zu den Konsequenzen aus dem Test, „müssen und wollen noch ganz viel machen, um die Situation zu verbessern.“ Denn der Radverkehr habe „enorm“ zugenommen.
Radfahren liegt in Deutschland weiter im Trend. 76 Prozent der Deutschen fahren Rad, heißt es in der ADFC-Radreiseanalyse. 36 Prozent aller Fahrten werden zu Freizeitzwecken zurückgelegt und 22 Prozent für Einkäufe. 14 Prozent der Fahrten sind Arbeitswege. Vor allem E-Bikes erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Michael Beckmann, Geschäftsführer von e-motion in Ahrensburg, schätzt den Marktanteil inzwischen auf etwa 30 Prozent.
Dank an alle Helfer
Kaum war der Fototermin beim Radwege-Gipfel mit Landrat Henning Görtz und Stormarns Bürgermeistern beendet, gab es freundliche Worte und ein Dankeschön an den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club . „Ich danke dem ADFC für das Engagement bei diesem Test“, sagte Henning Görtz. Die Abendblatt-Redaktion schließt sich diesem Dank ausdrücklich an. Ehrenamtliche ADFC-Mitarbeiter haben den Test begleitet - genauso wie zahlreiche interviewte Radfahrer im Kreis Stormarn. Ohne sie und ohne Sie, liebe Leser, wäre die Aktion nicht so erfolgreich verlaufen.
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