Reportage

Baustelle in Barsbüttel – nervt das Nadelöhr?

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Barbara Moszczynski
Die Barsbütteler Straße auf Hamburger gebiet ist sei Montag eine Einbahnstraße

Die Barsbütteler Straße auf Hamburger gebiet ist sei Montag eine Einbahnstraße

Foto: Barbara Moszczynski

Straße auf Hamburger Gebiet wird saniert und daher zur Einbahnstraße. Heftige Proteste waren erfolglos. So lief es in den ersten Tagen.

Barsbüttel.  Die Sperrungs-Not macht erfinderisch: Morgens um neun schiebt ein Motorradfahrer sein Bike auf dem Gehweg in Richtung Barsbüttel. Ein anderer Biker fährt nachmittags gegenüber auf dem Radweg, der rund um die Baustelle aufgeschüttet ist.

+++ Baustelle: Busverkehr in Barsbüttel wird umgeleitet +++

Lena Kisicki (37) und Sohn Anton (6) kommen gerade mit dem Fahrrad aus Jenfeld. „Wir nehmen es mit Galgenhumor“, sagt die Mutter, die als Medizinisch-Technische-Assistentin in einem Labor in Hummelsbüttel arbeitet. Nächste Woche ist ihr Urlaub vorbei: „Ich mache mir Sorgen, ob ich Anton dann abends noch rechtzeitig aus dem Hort abholen kann.“

Mit dem Schulbus doppelt so lang unterwegs

Seit Montag ist die Barsbütteler Straße, die ihren Wohnort mit Hamburg verbindet, nur noch in Richtung Hansestadt befahrbar. Das soll bis Jahresende so bleiben, denn die 720 Meter lange Strecke wird saniert. Gegen diese Einbahnstraßenlösung hatten Politik und Bürger der 13.700 Einwohner-Kommune wie berichtet monatelang heftig protestiert. Deshalb verläuft die Umleitung zurück in den Ort auch nicht, wie anfangs geplant, 20 Kilometer über Oststeinbek, Glinde und die Kreisstraße 80. Sie führt nun über nur acht Kilometer von Hamburg-Jenfeld über die Autobahnen 1 und 24.

Birgit Schulz (49) hat das schon ausprobiert. Die dreifache Mutter arbeitet für ein Hamburger Versandunternehmen und fährt täglich mit dem Auto eine halbe Stunde nach Hamburg-Bramfeld und zurück. Sie sagt: „Bisher lief das ohne Probleme“. Für die vermehrte Zahl der Rechtsabbieger aus Richtung Innenstadt zur A 24 hat die Stadt im Schiffbeker Weg eine zusätzliche Abbiegerspur eingerichtet. „Das ist sehr gut, das sollten die beibehalten“, lobt die Barsbüttelerin. Ihre Tochter Alexandra (17), die in Hamburg aufs Gymnasium geht, braucht mit dem Bus zurück nach Hause jetzt aber doppelt so lange wie zuvor. Fuhr er sonst 23 Minuten von Wandsbek bis zur Haltestelle Soltausredder in Barsbüttel, braucht die Schülerin jetzt rund 45 Minuten.

Beschwerden im Rathaus gab es bisher nicht

Beschwerden im Barsbütteler Rathaus über die Umleitung gab es in den ersten drei Tagen aber noch nicht. „Morgens fließt der Verkehr auch eher schneller aus dem Ort als vorher, da es keinen Gegenverkehr gibt“, sagt Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Den Eltern, die fürchten, wegen der Baustelle nicht rechtzeitig zum Abholen ihrer Kinder an Hort und Kindergarten zu sein, möchte er die Sorge nehmen: „Das werden wir unbürokratisch und ohne Zwangsgeld lösen.“

Dennis Schlüter (24) ist die Busumleitung schon dreimal gefahren. Er studiert an der Technischen Universität in Hamburg-Harburg und braucht für den Rückweg jetzt 25 Minuten länger als sonst. Der Student der Bio-Verfahrenstechnik ist trotzdem zufrieden: „Ich dachte, ich würde noch länger brauchen. Das ist eigentlich ganz gut organisiert: Man fährt erst von Jenfeld wieder über die Autobahn bis Möbel Höffner und da steht schon der Bus, der nach Barsbüttel weiterfährt.“

Bis fuhr am Montag noch nicht ganz reibungslos

Am Montag lief es mit dem Bus noch nicht ganz so reibungslos. Das Abendblatt testete die Fahrt von Wandsbek-Markt nach Barsbüttel: In Jenfeld fragten mehrere Passagiere, warum der Bus über Möbel Höffner nach Barsbüttel fahre, das dauere doch viel länger. Kurz vor der Autobahnauffahrt sagt der Busfahrer warnend in sein Mikrofon: „Auf der Autobahn jetzt nicht aufstehen, sonst muss ich langsamer fahren.“ Am Möbelhaus angekommen sind Fahrgäste unsicher, ob der bereit stehende 263 nach Wandsbek auch durch Barsbüttel fährt. Der Fahrer kann auch nicht weiterhelfen, er sagt nur: „Ich fahre nicht Autobahn.“

Mit dem etwas späteren Ringverkehr 363 sind wir nach insgesamt 40 Minuten an der Ausweichhaltestelle am Nahversorgungszentrum Am Akku. Dort haben sich die Barsbütteler eine Bushaltestelle gewünscht, aber bisher nicht bekommen. In der Baustellenphase hält der Ringverkehr-Bus 363 hier, statt an der Haltestelle Soltausredder. Denn er fährt danach weiter über die Umgehungsstraße zum Ortseingang an der Landesgrenze, um auf dem Rückweg zum Möbelhaus auch die Haltestellen Barsbütteler Stieg und Am dicken Busch zu bedienen.

Der zweite Ringverkehr 563 fährt von Jenfeld über die Autobahn direkt nach Barsbüttel, ohne Zwischenstopp bei Möbel Höffner, und braucht dafür 20 Minuten. Alle geänderten Fahrpläne gelten vorerst bis zum 23. September, denn ab dem 24. September wird auch noch die Landesstraße zwischen Stemwarde und Stellau saniert und für fünf Wochen gesperrt.

Fahrpläne können auf der Internetseite www.barsbuettel.de heruntergeladen werden. Ausdrucke gibt es im Rathaus (Bürgerbüro), in der Erlenapotheke, der Alphapoint-Apotheke, der Erich Kästner Gemeinschaftsschule, dem Bürgerhaus, dem Willinghus, am Hof Soltau, im Dorfgemeinschaftshaus Stemwarde und im Stellauer Kindergarten Krümelbande. Fragen zum Busfahrplan beantwortet Ricarda Ladage im Rathaus: Tel.: 040-67072424, Email: ricarda.ladage@barsbuettel.landsh.de.

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